Weibliche Führungskräfte ermuntern Schülerinnen zu MINT-Berufen
„Jungen Frauen stehen alle Berufe offen“, sagte Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD). „Dennoch entscheiden sich viele noch immer für traditionelle Wege.“ Gemeinsam mit anderen Frauen in Führungspositionen hat Reimann am Dienstag versucht, Schülerinnen aus Niedersachsen Mut zu machen, sich für einen MINT-Beruf zu entscheiden – also eine Karriere im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik anzustreben. Als Teil der Ideen-Expo, die noch bis Sonntag auf dem Messegelände in Hannover stattfindet, haben das Land Niedersachsen, die Bundesagentur für Arbeit sowie Niedersachsenmetall zu diesem Zweck eine Veranstaltung speziell für Schülerinnen ausgerichtet. „Es glauben immer noch viele Frauen, dass sie das nicht können“, stellte die Ministerin dabei fest.
Doch die anwesenden Frauen seien Vorbilder für weibliche Karrieren in technischen Berufen. Ihr sei es wichtig anzusprechen, dass die Berufswahl auch ökonomische Konsequenzen habe. Dass Frauen statistisch gesehen weniger verdienten als Männer, liege schließlich daran, dass die sozialen Berufe schlechter bezahlt werden. „Zu wenig wird darüber gesprochen, dass ihr weniger unabhängig seid“, sagte Reimann an die Schülerinnen gewandt. Ihr Ziel sei es, „dass sich die Anteile besser verteilen“. Schließlich könne man auch in MINT-Berufen „etwas mit Menschen machen“, was viele jungen Frauen bei der Berufswahl als Motivation angeben.
Wenn man offen ist und neugierig, kann man viele Sachen machen.
„Es gibt doch so viele Frauen, die an der Spitze von Unternehmen stehen“, sagte Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall, der bei dieser Veranstaltung einmal der Hahn im Korb war. Diese Frauen sollten Vorbilder sein und mit ihren Erfolgsgeschichten für Begeisterung sorgen, meint er. Sieben Frauen, die in ganz unterschiedlichen Unternehmen eine Führungsposition einnehmen, waren der Einladung auf die Ideen-Expo gefolgt und stellten sich den Fragen der Schülerinnen.
Was den jungen Frauen dabei besonders auffiel war, dass die beruflichen Wege der Karrierefrauen keineswegs immer geradlinig waren. So gaben die sogenannten „Powerfrauen“ den Teilnehmerinnen auch immer wieder den Rat mit auf den Weg, mutig zu sein und Berufsentscheidungen mit einer gewissen Leichtigkeit zu fällen. „Während meines Studiums hat man mir geraten, mich gleich beim Arbeitsamt zu melden“, erzählte die Regiobus-Geschäftsführerin Elke van Zadel einer Gruppe Schülerinnen. „Man sagte mir: erstens gibt es keine Ingenieursstellen und zweitens nicht für Frauen.“ Doch ihr Karriereweg sei anders verlaufen und schließlich habe man ihr immer neue Jobs angeboten, so dass sie diese gar nicht hätte suchen müssen, berichtete sie. „Wenn man offen ist und neugierig, kann man viele Sachen machen.“
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Für viele Teilnehmerinnen stand allerdings gar nicht im Vordergrund, dass die Frauen in MINT-Berufen tätig waren – sondern dass sie sich in Männerdomänen in Führungspositionen hochgearbeitet haben. So ging es bei den Fragen nicht immer ums Fachliche, sondern um die Erfahrung von Benachteiligung, den speziell weiblichen Führungsstil oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Ich habe nie das Gefühl gehabt, benachteiligt zu werden“, erzählte etwa Andrea Henning, Personalleiterin beim Autozulieferer ZF Friedrichshafen. „Es hängt aber auch an einem selbst. Wenn Sie sich klein machen, dann werden Sie auch klein gehalten.“
Sie erklärte den Schülerinnen auch, dass es nicht bewundernswert sei, dass sie als Frau in einer Führungsposition ist – denn das müsse etwas Normales sein. Dass es aber einen Unterschied mache, ob ein Mann oder eine Frau führt, wussten schon einige der anwesenden Frauen zu berichten. „Ich habe immer männliche Vorgänger gehabt und man hat mir dann gesagt, dass ich total anders arbeite“, sagte Stefanie Hegels, Leiterin Markenlogistik bei Volkswagen Nutzfahrzeuge. Es sei zum Beispiel eine eher weibliche Führungseigenschaft, dass man zulasse, dass auch andere Erfolge haben, führte sie aus.
Immer wieder wollten die Schülerinnen auch wissen, ob die Karrierefrauen Familien hätten. Da waren die Antworten sehr unterschiedlich. Die sei „irgendwann auf der Strecke geblieben“, sagte die eine. Das gehe nur, weil der Mann sich um die Kinder kümmere, erklärte die andere.