Darum geht es: Der Autobauer Volkswagen hat sich mit dem Betriebsrat auf einen Zukunftspakt geeinigt. Weltweit sollen 30.000 Arbeitsplätze abgebaut werden, darunter 23.000 in Deutschland. Ein Kommentar von Martin Brüning.

Zukunftspakt: Das Wort klingt so politisch, wie es bei Volkswagen nun einmal zugeht. Und weil es so politisch zugeht, stimmt die Rendite nicht. Wenn bei einem Auto für den Hersteller pro umgesetzten 100 Euro nur 1,60 Euro hängen bleiben, dann fehlt Geld für die nötigen Investitionen – egal, wie schnell die Entwicklung der Elektromobilität nun voranschreiten wird. Der südkoreanische Autobauer Hyundai schafft bei der Rendite mehr als das Vierfache, Mercedes kommt auf das Fünffache.

Es ist bitter, dass Teile der Arbeitnehmer die Versäumnisse der Vergangenheit nun ausbaden müssen. Und es ist und bleibt falsch, dass immer wieder von einer „sozialverträglichen“ Lösung die Rede ist. Zum einen wird es vielfach die Leiharbeiter bei Volkswagen treffen, während sich für die Vielzahl der Mitarbeiter, die durch doch recht opulente Haustarifverträge abgesichert ist, überhaupt nichts ändert. Das ist weder gerecht noch sozialverträglich. Und die Regelungen durch Altersteilzeit sind auch nicht umsonst zu haben. Die Kosten trägt in dem Fall immer noch die Gesellschaft mit Steuern und Abgaben. An dieser Stelle werden wieder einmal Verluste sozialisiert, wie Karl Marx sagen würde. Man solle sich daran erinnern, wenn es nächste Mal wieder um die Boni für die VW-Vorstandsetage geht.

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Ob der Pakt wirklich für die Zukunft taugt, wird sich wohl erst in den kommenden Jahren zeigen. Zum einen hat der Betriebsrat knallhart verhandelt. Die Beschäftigungsgarantie für die Stammbelegschaft bis zum Jahr 2025 und der zugesagte Erhalt aller Werke könnten sich noch als Bürde erweisen. Zum anderen wird es vor allem darum gehen, mit effizienteren Strukturen zugleich eine andere Unternehmenskultur zu etablieren. Das ist wesentlich schwieriger als der Abbau von fünf Prozent der weltweiten Mitarbeiter.

Volkswagen hat sich das Problem der vielen Parallel-Baustellen selbst geschaffen. Auf der einen Seite kämpft der Konzern mit dem hausgemachten Diesel-Skandal und Rendite-Problemen – auf der anderen Seite haben sich andere Unternehmen in punkto Digitalisierung und Elektromobilität schon auf den Weg gemacht. Für Volkswagen ist es noch nicht zu spät. Das Unternehmen baut gute Autos, die sich nach wie vor blendend verkaufen. Es wird aber eine besondere Herausforderung für das Management, in der nächsten Zeit die lange Reihe von Herausforderungen gleichzeitig anzugehen. Die Welt wartet nicht – auch nicht auf Volkswagen.

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