Immer mehr Menschen in Niedersachsen suchen Beratung bei der Verbraucherzentrale. Das geht aus dem Jahresbericht für 2016 hervor, den der Vorsitzende Randolph Fries und Petra Kristandt, Geschäftsführerin des Vereins, gestern vorgestellt haben. Besonders groß ist offenbar das Interesse am Onlineauftritt der Verbraucherzentrale und den damit verbundenen Informations- und Unterstützungsangeboten. 1,6 Millionen Niedersachsen nutzten im vergangenen Jahr den Onlineauftritt, 38 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Auch die Zahl der Beratungen ist gestiegen. Rund 84.000 Menschen ließen sich im vergangenen Jahr von einem Mitarbeiter des Vereins zu konkreten Problemen beraten, das sind fünf Prozent mehr als noch im Jahr 2015. „Das zeigt uns, dass unsere Hilfe immer noch gewollt ist, auch von jüngeren Leuten“, sagte Fries. Dauerbrenner unter den Problemthemen sind unseriös zustande gekommene Telefon- und Internetverträge, Handwerkerverträge und Einkäufe bei nichtexistierenden Onlinehändlern.

„Internet- und Handyverträge sind immer noch die hauptsächliche Kostenfalle, zu der wir beraten“, sagt Geschäftsführerin Kristandt. Mehr als jeder Fünfte wandte sich deswegen an die Verbraucherzentrale. Gängige Probleme sind etwa Rabatte, die beim Vertragsabschluss zugesagt worden sind, dann aber in teure Sonderkonditionen münden. Oft wenden sich Kunden jedoch auch an den Verein, weil sie Schwierigkeiten mit Handwerkern haben und über ihre rechtlichen Möglichkeiten aufgeklärt werden wollen. Etwa, wenn Termine nicht eingehalten wurden, die Handwerker schlampten oder die Kosten den vereinbarten Betrag übersteigen. „Die meisten Probleme haben die Ratsuchenden allerdings mit Schlüsseldiensten, die völlig überzogene Rechnungen stellen“, sagt Kristandt. Jeder Fünfte, der wegen Handwerkerschwierigkeiten den Verein besucht, hatte einen Konflikt mit einem Schlüsseldienst. Zunehmend seien Kristandt zufolge jedoch Betrugsfälle mit unseriösen Händlern im Internet. „Diese Webseiten sind oft professionell gestaltet und sehen bekannten Anbietern zum Verwechseln ähnlich“, sagt die Vereinsgeschäftsführerin. Doch wer hier bestellt, sieht in den meisten Fällen weder Ware noch Geld wieder.

Da der Bedarf an Beratung über das Internet wächst, will die Verbraucherzentrale in diesem Jahr ihren Onlineauftritt verbessern und eine neue Funktion einführen, den Videochat. Dieser soll vor allem Menschen in Gebieten, in denen keine der elf Beratungsstellen im Land in der Nähe liegt, die Möglichkeit für umfangreiche Beratungsgespräche geben. „Es ist einfacher, wenn der Kunde den Vertrag einmal kurz in die Kamera hält, als wenn er ihn kryptisch beschreibt und der Berater im schlimmsten Fall daraufhin eine falsche Antwort gibt“, sagt Fries. Auch für Senioren soll er die Kontaktaufnahme zum Verein erleichtern. Eine Agentur aus Hamburg soll die neue Funktion demnächst einrichten. Das Geld ist da, denn die Verbraucherzentrale hat im vergangenen Jahr 10.600 Euro weniger ausgegeben als ihr zur Verfügung standen. Da der Verein keine Gewinne machen darf, wird das Geld in den Haushalt des Folgejahres übertragen. Insgesamt hatte der Verein im vergangenen Jahr 4,4 Millionen Euro zur Verfügung. Den größten Teil der Finanzen der Verbraucherzentrale macht die Förderung des Landes mit 1,6 Millionen Euro aus. Die Ministerien steuern zusätzlich noch Förderbeiträge zwischen 100.000 und 341.000 Euro bei. Die Kommunen unterstützen jeweils die Beratungsstelle in ihrer Stadt oder ihrem Landkreis. Die Präsenz in der Fläche sei für den Verein sehr wichtig, sagt Vorsitzender Fries. Aber: „Sollte eine Kommune eine Beratungsstelle nicht mehr mitfinanzieren, können wir nicht mehr dafür garantieren, dass sie bestehen bleibt.“