„Wir wollen die Wasserstofftechnologie zu einem der Zukunftsmotoren der Energiewende machen.“ Das sei die feste Zielsetzung, sagt Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Auch auf der Hannover-Messe hat sich Lies am Montag unter anderem mit dem Thema Wasserstoff befasst, auch in Bezug auf die Mobilität.

„Was die Erfindung des Geldes für das Tauschgeschäft bedeutet hat, wird der Wasserstoff im Bereich der Energie bedeuten“, sagte Markus Bachmeier von der Linde AG im Gespräch mit dem Umweltminister. Das Unternehmen hat bereits bundesweit mehr als 60 Wasserstofftankstellen in Betrieb, 100 sollen es Anfang des kommenden Jahres werden. Im Gegensatz zur E-Auto-Strategie des VW-Konzerns sieht Lies auch für Wasserstoff bei Fahrzeugen eine Zukunft. Die Technologie werde über die Nutzfahrzeuge, die aufgrund des Gewichts nicht allein mit Batterien fahren könnten, auch den Fahrzeugmarkt erreichen, ist Lies überzeugt.

Er sieht in der technisch anspruchsvollen Brennstoffzelle auch Wertschöpfungspotenzial für Deutschland. Die deutschen Hersteller hängen bei der Technologie allerdings hinterher, einen Erfahrungsvorsprung gibt es in Japan und Südkorea.

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Das Zauberwort lautet: Sektorkopplung

Niedersachsen biete durch die große Menge erneuerbarer Energien hervorragende Bedingungen, um Modelland für die Anwendung von Wasserstoff zu werden, sagte Lies vor wenigen Tagen bereits im Rundblick-Podcast. Ein Zauberwort der Energiewende laute dabei Sektorkopplung. Gemeint ist damit die Nutzung von „sauberem Strom“, um damit in anderen Sektoren, zum Beispiel beim Heizen oder im Verkehr, den Einsatz fossiler Energien zu reduzieren. Dort könnte dann zum Beispiel Wasserstoff genutzt werden.

Der Umweltminister sieht vor allem Möglichkeiten in der Industrie. „Salzgitter wird künftig dann erfolgreich Stahl produzieren, wenn das mit immer geringeren CO2-Emissionen einhergeht“, so Lies. Er spricht von einem klaren Wettbewerbsvorteil für die Industrie, durch den in kürzester Zeit auch eine weitere Reduzierung der CO2-Emissionen zu erreichen sei. Dabei sei „grüner“ Wasserstoff, der mit Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt wird, genau der Schlüssel, auf den die Industrie selbst setze.

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Dem Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) fehlt es hierfür beim Land aber noch an einer Gesamtstrategie. „Man muss das Thema Wasserstoff einbetten in die bisherige Strategie im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien“, fordert Geschäftsführerin Silke Weyberg im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. „Wasserstoff ist ein sehr gutes Bindeglied und kombinierbar mit allem, was wir haben.“ Lies sieht allerdings zunächst einmal den Bund am Zug. Um die Markteinführung von Wasserstoff im industriellen Maßstab zu beschleunigen, sei eine bundesweite, sektorübergreifende Wasserstoffstrategie erforderlich, so Lies.

SPD-Mann Santjer sieht Cuxhaven als Modellregion

Die Wasserstoff-Zukunft war auch Thema bei der Klausurtagung der SPD-Landtagsfraktion Mitte März in Cuxhaven. „Wir sind davon überzeugt, dass Wasserstoff sowohl industrie- als auch energiepolitisch nicht mehr wegzudenken ist. Man muss Gespräche mit den anderen Küstenländern suchen, um im Verbund bei dem Thema weiter voranzukommen“, sagte SPD-Fraktionsvize Uwe Santjer. Er könne sich sehr gut die Region um Cuxhaven als Modellregion für Wasserstoff vorstellen. Immerhin gebe es dort bereits den ersten wasserstoffbetriebenen Zug, der von Cuxhaven nach Bremervörde pendele.

Auch der Alte Fischereihafen, den ein Investor großflächig umbauen möchte und an dem Hotels, Gastronomie und Büros entstehen sollen, könnte laut Santjer zum „Schaufenster für Wasserstoffgewinnung“ werden. Er könne sich vorstellen, dass bei dem Projekt Wärme und Energieversorgung über Wasserstoff geregelt werden könnte.