Nach Hinweisen auf Tierschutzverstöße in einer Versuchseinrichtung in Mienenbüttel im Landkreis Harburg haben die zuständigen Behörden erste Schritte eingeleitet. Sofort nach Bekanntwerden der möglichen Verstöße gegen das Tierschutzrecht habe das Veterinäramt des zuständigen Landkreises insgesamt 44 Affen in zu kleinen Käfigen und ohne Beschäftigungsmöglichkeit angefunden.

Nach Angaben des Landesagrarministeriums wurde von der Behörde unmittelbar eine Gruppenhaltung der Tiere angeordnet. Das erklärte die zuständige Tierschutz-Referentin des Ministeriums, Dorit Stehr, am Mittwoch in der Sitzung des Agrarausschusses des Landtags.

Bisherige Genehmigungen werden auf Plausibilität überprüft

Das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) habe zudem Strafanzeige gegen das Unternehmen Laboratory of Pharmacology und Toxicology (LPT) gestellt. Darüber hinaus nimmt das Laves nun eine Überprüfung von 88 bislang genehmigten und 25 angezeigten Tierversuchsvorhaben vor – die bisher erteilten Genehmigungen sind bis auf Weiteres widerrufen, teilte Stehr mit.


Forscher suchen nach Ersatz für Tierversuche

Niedersachsens Wissenschaftsministerium erklärte am Mittwoch, dass Tierversuche in der Regel von der entsprechenden Behörde (in Niedersachsen durch das Laves) genehmigt werden müssen. Manche Versuchsformen müssen auch nur entsprechend angezeigt werden. Außerdem sei dabei das Leid der Tiere „auf ein unerlässliches Maß zu reduzieren“, wie einer Sprecherin des Ministeriums ausführte. Dabei sei es auch Aufgabe der jeweiligen Wissenschaftler, genau abzuwägen. 

Verschiedene Forschungseinrichtungen in Niedersachsen suchen derweil nach einer Alternative zu Tierversuchen. So könnten in Zukunft womöglich vermehrt Experimente an Zellen, statt an lebenden Tiere vorgenommen werden. Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums fördert die Volkswagenstiftung diese Studien zur Suche nach einem Ersatz für Tierversuche mit 4,5 Millionen Euro. Im kommenden Jahr sollen die Ergebnisse vorliegen.


Es werde nun überprüft, ob die Versuche in der jeweils genehmigten beziehungsweise angezeigten Form durchgeführt wurden. Am Dienstag dieser Woche habe man bei einer Kontrolle in dem Labor, in dem pharmazeutische und toxikologische Versuche an Tieren vorgenommen werden, insgesamt 250 Affen, 200 Hunde und 50 Katzen angefunden. Diese haben sich nach Angaben des Agrarministeriums in einem „nicht zu beanstandenden Allgemeinzustand“ befunden.

Ministerium bemängelt späte Weitergabe des Videomaterials

Tierschutz-Referentin Stehr drückte zudem das Bedauern des Ministeriums darüber aus, dass das entsprechende Videomaterial, das die Tierschutzverstöße zeigen soll, erst nach über einem halben Jahr an die zuständigen Behörden weitergegeben wurde. CDU-Agrarpolitiker Helmut Dammann-Tamke pflichtete ihr bei. Er kritisiert eine „gewisse Regie“, nach der die Bilder nun nach und nach veröffentlicht werden. Dies lasse die Behörden und Ministerien immer schlecht dastehen, sagte er in der Sitzung des Agrarausschusses. Der CDU-Politiker ließ anklingen, dass die Behörden mit denselben Möglichkeiten der verdeckten Kontrolle ausgestattet werden müssten, wie sie die Tierschutzorganisationen, die das Videomaterial erstellt hatten, schon nutzten.


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Grünen-Agrarpolitikerin Miriam Staudte hingegen nahm die Abstandsfrist zwischen zwei behördlichen Kontrollen in den Blick und fragte, ob diese nicht verringert werden müsse. Stehr erklärte daraufhin, dass der entsprechende Betrieb in den vergangenen fünf Jahren zweimal jährlich kontrolliert wurde, diese Frequenz könne jetzt erhöht werden. Dies seien aber jeweils nur Momentaufnahmen, und die Verstöße passierten nicht permanent. „Jemand, der permanent im Betrieb ist, sieht natürlich mehr.“ Ob in Zukunft etwa ein externer Tierarzt während des gesamten Versuchsablaufs anwesend sein sollte, wäre eine Frage, die die Legislative beantworten müsste, sagt Stehr.

Karin Logemann, agrarpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, schlug im Ausschuss vor, solche Betriebe während einer Versuchsreihe durchgängig zu kontrollieren. AfD-Fraktionsvorsitzende Dana Guth vertrat hingegen den Punkt, dass Tierversuche generell verboten werden müssten. Nur so ließen sich derartigen Verstöße tatsächlich verhindern.