Jeden Monat stand dieses Wort auf meiner Gehaltsabrechnung: „Midi-Job“. Wer denkt sich solche Begriffe aus? Arbeit ist Berufung, Sinn, notwendiges (oder auch nicht notwendiges) Übel, je nachdem. Aber doch keine Rocklänge, die je nach Saison mal nach oben und mal nach unten rutscht.
 
Ich hatte es mir nicht ausgesucht, in Teilzeit zu arbeiten. Vor zehn Jahren war der Arbeitsmarkt einfach noch ein anderer. Deswegen war ich froh, nach einem befristeten Vertrag gleich wieder eine spannende Aufgabe gefunden zu haben – auch wenn es Teilzeit bedeutete. Wenn Sie aus familiären Gründen mal in die Teilzeit gewechselt sind, dann kennen Sie das vielleicht auch: Wenn man einmal drin ist, kommt man schlecht wieder heraus. Das gilt selbst dann, wenn man den Job wechselt. Aber ich begann, die Vorteile zu genießen, dienstags auf den Wochenmarkt und freitags frühstücken zu gehen. Dann merkte ich, dass man in Ehrenämtern eine Menge von dem finden kann, was im Job vielleicht gerade zu kurz kommt. Inzwischen verbringe ich meine rundblickfreien Tage vor allem mit: Arbeiten. Ja, wirklich. Als freie Journalistin kann ich Themen noch einmal anders aufgreifen, von anderen Seiten Inspiration und Hintergrundwissen bekommen. Also: Die Teilzeit und ich, wir haben uns arrangiert.

Vollzeit arbeiten oder nicht? Mehr Lehrkräfte können das jetzt nach ihrem Herzen entscheiden. | Grafik: Nuthawut Somsuk via GettyImages


 Wie Sie heute im Rundblick lesen, entscheiden sich eine Menge Leute sehr bewusst dafür, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Bei Beamten spricht man von „voraussetzungsloser Teilzeit“, wenn keine familiären Gründe vorliegen. Böse Zungen behaupten, dass jetzt, wo mehr Lehrkräfte nach A13 bezahlt werden, viele rechnen und entscheiden werden: Teilzeit reicht. Ob sie recht haben? Lesen Sie selbst! Ich würde ja eher sagen: Lehrkräfte haben den aktuellen Trend mitgeprägt, Arbeit als wichtigen Teil, aber nicht als einzigen Sinn des Lebens zu sehen. Mit dem Argument: „Diesen Beruf kannst du prima mit Familie vereinbaren“ hat schon mein Opa, selbst Lehrer mit Herzblut, meine Mutter in den 1950er Jahren überzeugt. Sie hat bis zu ihrer Pensionierung in Teilzeit gearbeitet – mit vollem Engagement. Ich glaube auch, dass die Schule davon profitiert, wenn Lehrkräfte Erfahrungen aus anderen Bereichen mitbringen: Wenn der Kunstlehrer nicht nur über Kunst redet, sondern mit einem Teil seiner Arbeitszeit auch welche schafft – und davon berichten kann, was es bedeutet, in einem kreativen Beruf zu bestehen.
 
Jetzt kann man einwenden: Das passt nicht zum Beamtenstatus. Niedersächsische Beamte sollten bereitstehen, wenn der Staat sie braucht. Bayern hat schon die Schrauben angezogen. Hier dürfen die Lehrkräfte an bestimmten Schulformen nur noch auf minimal 24 Stunden reduzieren, wenn keine familiären Gründe vorliegen. Aber der gesellschaftliche Trend zur Work-Life-Balance wird sich durch das Beamtenrecht nicht aufhalten lassen. Und, mal ehrlich: Viele Lehrkräfte werden in dem stressigen Job nicht bis zur Altersgrenze bleiben, wenn es nicht diese kleinen Fluchten gäbe, den schulfreien Tag unter der Woche oder die Vorfreude auf das Sabbatical.
 
Aber bleiben wir erstmal bei der Vorfreude auf den aktuellen Rundblick. Heute verraten wir Ihnen:

  •   …wie der Wettbewerbsnachteil gegenüber der Konkurrenz aus Fernost einem Unternehmen aus Hildesheim zum Verhängnis wurde.
  • …warum die Büroleiteraffäre für die Justiz noch nicht erledigt ist.
  • …welche Job-Perspektive sich für Maren Brandenburger auftut.


 Ich wünsche Ihnen einen gut ausbalancierten Donnerstag!
Ihre Anne Beelte-Altwig