TagesKolumne: State Opening in Hannover
Wenn es um Pomp, Tradition und Rituale geht, hat das Vereinigte Königreich uns einiges voraus. Beginnt in London das neue Parlaments-Jahr, kommt der König in vollem Ornat zum Oberhaus und lässt die Abgeordneten des Unterhauses mit viel Tamtam dazuholen, um dann das Programm des Premierministers zu verlesen. Das ist Verfassung in Bewegtbild!
Rituale gibt’s in der Republik zwar auch. Aber irgendwie springt der Funke da bei mir seltener über. Oder wann waren Sie zuletzt emotional berührt, als Frank-Walter Steinmeier in seinem Schloss eine Weihnachtsansprache abgelesen hat?
An diesem Mittwoch können wir in Hannover derweil den Start ins neue Parlaments-Jahr des niedersächsischen Landtags erleben – doch von Pomp keine Spur. Immer am Morgen des ersten Tagungsabschnitts nach der Sommerpause wollen die Geistlichen des Landes ihren Abgeordneten und Ministern eine gute Botschaft mit auf den Weg geben. Die Kirchen laden deshalb zum ökumenischen Gottesdienst in die hannöversche Marktkirche, die ich liebevoll als Mehrzweckhalle mit Kreuzinstallation beschreiben würde.
Selbstverständlich ist dieses Ritual in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft nicht mehr. Die Anzahl der Teilnehmer dürfte mit den Jahren deutlich nachgelassen haben. Und doch bleibt Hannovers State Opening so routiniert wie Dinner For One am 31. Dezember, die folgenlose Empörung nach einem erneuten Terroranschlag oder die immer wiederkehrende Debatte über ein Ende der Staatskirchenleistungen.
Letztgenanntes Thema kann man übrigens auch als bundesrepublikanisches Ritual bezeichnen: Von Zeit zu Zeit versucht irgendjemand in Berlin, mit der Forderung nach einer Umsetzung des grundgesetzlichen Auftrags zur Abschaffung der Zahlungen an die Kirchen zu punkten, und jemand in Hannover oder München erwidert dann erregungslos, dass die Länder dafür aber gar kein Geld hätten und sowieso gerade andere Sorgen. Stephan Weil beherrscht diese Rolle gut.
Viel seltener ist hingegen ein Ritual, dem wir gestern im Gästehaus der Landesregierung beiwohnen konnten. Dort hat der neue Bischof des Bistums Osnabrück Dominicus Meier (Foto) – so wie es einem Bischof geziemt – seinen Treueid vor dem Ministerpräsidenten abgeleistet. Das Verhältnis ist ein gutes, die Stimmung war gelassen. Und doch halten wir einmal fest: Der Staat darf zur Kirche kommen, die Kirche aber muss zum Staat kommen.
Und Sie müssen gleich unbedingt den neuen Rundblick herunterladen. Darin finden Sie nämlich diese Themen:
- Agrarstrukturgesetz: Rot-Grün will der Preisexplosion für Agrarland einen Riegel vorschieben.
- Europa: Jan-Christoph Oetjen (FDP) drängt im Europaparlament auf eine Revision des „Green Deal“.
- Kinderbetreuung: Die Bundesagentur für Arbeit zeigt, dass immer mehr Menschen in Kindergärten arbeiten – und hat Ideen, wie es noch mehr werden können.
Die beste Tradition bleibt doch die Lektüre des neuen Rundblicks – viel Vergnügen dabei! Und nicht vergessen: Today is gonna be the day…
Ihr Niklas Kleinwächter
Karrieren, Krisen & Kontroversen
Meilensteine der niedersächsischen Landespolitik
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