TagesKolumne: Regierungs-Rezensionen
Tagein, tagaus betrachten und bewerten wir in der Rundblick-Redaktion den Landtag und die Ministerien hier in Niedersachsen, damit wir Ihnen etwas bieten können, woran Sie sich orientieren oder abarbeiten können.
Aber was denken denn die echten Menschen da draußen über unsere Zentren der Macht?
Es war eher ein Zufall, dass wir am Montag in unserer Redaktionskonferenz auf die Google-Rezensionen der Staatskanzlei gestoßen sind. Was wir dann fanden, weckte allerdings unsere Neugier. 3,3 von 5 Sternen hat die Regierungszentrale in der hannöverschen Planckstraße erhalten, zwölf Berichte zum Sitz des Ministerpräsidenten wurden abgegeben. Ein äußerst umtriebiger Rezensent namens A.G.S. (immerhin 1282 Einträge hat er verfasst) schreibt etwa:
„Recht unscheinbarer Dienstsitz des Ministerpräsidenten. Passt gut zu Niedersachsen.“
Bei dieser Aussage fühlt man sich schnell an Franz Josef Strauß erinnert, der einst auf der Suche nach der niedersächsischen Staatskanzlei vorm Landesmuseum Hannover gestanden und sich gewundert haben soll, wo es denn hier zum Ministerpräsidenten geht. In München findet man diesen schließlich in dem repräsentativen Prachtbau im Hofgarten, der einst das Bayerische Armeemuseum beherbergt hat. Im Gegensatz dazu wirkt Niedersachsens Regierungssitz, im Schatten des prunkvollen Landesmuseums gelegen, in der Tat recht unscheinbar.
Schaut man sich die übrigen Ministerien an, geht’s aber auch noch unscheinbarer. Der Dienstsitz der Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und für regionale Entwicklung, Wiebke Osigus, firmiert bei uns nur unter „Zaubereiministerium“ – weil man den Eingang nur findet, wenn man ganz genau weiß, wo er ist. Alle anderen gehen einfach nur daran vorbei als könnten sie ihn gar nicht sehen.
Entsprechend zurückhaltend sind auch die Bewertungen. Nur 2,4 Sterne gibt’s für das MB in der hannöverschen Osterstraße und der „Reuber Hotzenplotz“ (202 Rezensionen) urteilt hart:
„Die Arbeit soll die Staatskanzlei wieder übernehmen. Hier wird Geld verbrannt für ein Ministerium welches nicht benötigt wird.“
Zumindest optisch macht Niedersachsens Umweltministerium auf jeden Fall einiges mehr her. Immerhin war das schöne Gebäude zwischen Leibnizufer und Archivstraße einst der Regierungssitz des Königreichs Hannover. 3,6 Sterne gibt es deshalb für Christian Meyers Arbeitsplatz. Für Fassade und Lage folgen auch gute Bewertungen:
„Schönes Gebäude in einer ruhigen Ecke mit einigen Cafe’s in der Nähe.“
Ein Nutzer merkt an, dass man das Gebäude leider nicht besichtigen kann. Man findet aber auch Aussagen zur Politik der Hausherren in der Rezensionen-Spalte: zu wirtschaftsfreundlich, hieß es dort vor vier Jahren; und es hagelt natürlich immer wieder Kritik an der Wolfspolitik. Einer (immerhin 31 Rezensionen) schrieb vor vier Jahren aber auch:
„Insgesamt eine ausgezeichnete Erfahrung. Sicherlich einer der besten Dienste der Welt!“
Der Autor, so kann man ergoogln, arbeitete dereinst selbst im Wolfsbüro. Vielleicht hat er Google mit Kununu verwechselt?
Leider reicht der Platz hier und heute nicht aus, um alle Regierungs-Rezensionen aufzuführen. Aber wir legen das mal auf Wiedervorlage und behalten das im Blick.
Eine Beschwerde, das Wirtschaftsministerium betreffend, möchte ich aber noch vorbringen. Formuliert hat sie ikarus24 (eine Rezension) vor fünf Monaten und sie lautet:
„Das Essen ist ok, aber die Bedienung ist schlecht. außerdem wird das Essen kalt und erst nach mehreren Jahren serviert. Das sind sehr schlechte Voraussetzungen für ein McDonalds.“
Da fragen wir uns schon: Was ist da los, lieber Olaf Lies?
Ernsthafte Betrachtungen und Bewertungen finden Sie nun wie gewohnt im Rundblick. Heute berichten wir über:
• Kulturvertrag: Am Freitag wollen Kulturminister Falko Mohrs (SPD) und Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) einen neuen Plan für das Sprengel-Museum vorstellen. Dieser Vorgang knüpft an eine ältere Diskussion über die Finanzierung der Kultureinrichtungen in der Landeshauptstadt an.
• Pro Beweis: Aus Scham und Angst werden Fälle von häuslicher Gewalt häufig erst Jahre später zur Anzeige gebracht. Doch dann fehlen die Beweise. Eine Initiative sorgt sein zehn Jahren für eine gerichtsfeste Beweissicherung. Das Angebot soll in Niedersachsen nun Kassenleistung werden.
• Abwanderung: Dass Teile der Wirtschaft aufgrund der hiesigen Lage ins Ausland abwandern könnten, ist längst keine leere Drohung mehr, sondern Realität. Wir berichten, wie der Ärger über die Energiewende niedersächsische Unternehmen in die Ferne treibt.
Es grüßt Sie der heutige Rundblick-Regierungs-Rezensent,
Ihr Niklas Kleinwächter
Dieser Artikel erschien am 31.08.2023 in der Ausgabe #148.
Karrieren, Krisen & Kontroversen
Meilensteine der niedersächsischen Landespolitik
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