TagesKolumne: Landtag steht Kopf
In dieser Woche feiern wir nun endlich das Jubiläum unseres Grundgesetzes – die Spannung steigt in Erwartung dessen, was uns am Donnerstag erwarten wird. Den politischen Höhepunkt haben wir derweil schon längst überschritten, wie Ministerpräsident Stephan Weil uns am Freitag wissen ließ. Manchmal sind die Dinge schon vorbei, bevor sie richtig begonnen haben.
Der Plenarsaal war am Freitagmorgen jedenfalls ein bisschen feierlich dekoriert. Insbesondere der Flügel neben dem Rednerpult verhieß Besonderes. Marina Marinov vertonte die Kernbotschaften unserer Nationalhymne mit popkultureller Komponente: Einigkeit („Zusammen“ von Die Fantastischen 4) und Recht („I won’t back down“ von Tom Petty) und Freiheit („Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen).
Auf der Pressetribüne haben wir uns unterdessen die wirklich wichtigen Fragen gestellt – zum Beispiel, wie das musikalische Möbelstück überhaupt an seinen Platz gekommen war und wie es später wieder wegkommen sollte. Wir sind sitzengeblieben, als alle zur Prä-Plenar-Pause nach draußen gingen, und haben hier die Auflösung für Sie:
Das Parlament hat aber nicht nur dem Grundgesetz die Ehre erwiesen, sondern auch die Europäische Union hochleben lassen. Immacolata Glosemeyer (SPD) trat gleich als laufende Europafahne auf (hier zu sehen) und auf der Portikustreppe posierten die Abgeordneten von SPD, CDU und Grünen und die Landesregierung (sowie ein paar weitere Besucher) mit der echten großen Europafahne.
(Diese hing am Freitag nämlich nicht an ihrem üblichen Platz, denn dort wehte ja die Regenbogenfahne. Fahnenmast Nummer Vier lässt noch auf sich warten.)
Bei so viel Flaggengeschwenke und Grundgesetzfeierei kann es schon mal passieren, dass niemandem auffällt, was für einen symbolisch fatalen Fehler man beim Arrangieren dieses Bildes gemacht hat. Einem Rundblick-Leser ist es aber aufgefallen, er wies uns darauf hin, dass die Europafahne auf dem Bild kopfüber gehalten wird.
Wie kann denn ein Kreis auf dem Kopf stehen?, fragte ich mich kurz. Aber bei genauerem Hinsehen fielen mir dann die Sterne auf, deren Spitzen doch nach oben zeigen sollten. Als Bildbearbeitungs-Pro habe ich den Fehler mal eben behoben. Bitteschön, dankeschön:
Was es in der Sprache der Flaggen heißt, wenn sie verkehrtherum hängen? Nichts Gutes, wenn man doch eigentlich die EU feiern möchte. Die Bitte des Rundblick-Lesers: Wenn der vierte Fahnenmast steht, muss das aber besser laufen mit dem Hissen!
Das große TV-Duell der Spitzenkandidaten zur Europawahl gibt’s ausgerechnet am Donnerstag, dem 23. Mai. Zum Glück haben wir ja schon am Freitag das Grundgesetz-Jubiläum gefeiert. Dann bleibt diese Woche ausreichend Zeit für die Wahlkampfshow – oder den PUA…
Im Rundblick lesen Sie heute:
- Brückenbau: Darchau und Neu-Darchau sollen mit einer Brücke verbunden werden. Oder doch nicht? Eine Petition zur Elbbrücke spaltet die Parteien.
- Feierstunde: Im Landtag sprach der Göttinger Politikwissenschaftler Prof. Andreas Busch über das Grundgesetz zwischen Stabilität und Anpassungsfähigkeit. Er meint: Eine Verfassung, die man nicht ändert, öffnet gerichtliche Willkür.
- Büroleiter-Affäre: Im Vorfeld der nächsten Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses präsentiert die CDU Belege für gravierende Fehler der Landesregierung.
Starten Sie aufrecht in diese verkürzte Arbeitswoche!
Ihr Niklas Kleinwächter
Karrieren, Krisen & Kontroversen
Meilensteine der niedersächsischen Landespolitik
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