Vorige Woche waren wir noch freudig erregt, als die Liste der schwarz-roten Koalitions-Unterhändler die Runde machte. So viele bekannte Gesichter aus Niedersachen dürfen an diesen Tagen über die Zukunft der Bundesrepublik mitverhandeln! Gitta Connemann, Tiemo Wölken, Henning Otte, Adis Ahmetovic, Mareike Wulf…

Die Freude über Niedersachsens Einfluss auf den Kurs der Bundesrepublik weicht inzwischen allerdings einer norddeutschen Ernüchterung. Denn während die einen in Berlin große Politik machen, bleiben wir allein zurück in Hannover und fragen uns einsam: Hallo, ist da jemand zu Hause?

Rundblick – Allein zu Hause? | Foto: Canva/Kleinwächter

Wehmütig blicken wir im Programmheft auf das freudestrahlende Gesicht von Olaf Lies. Wird er diese Woche wohl noch Zeit für uns finden? Mit feuchten Augen drücken wir auf die Entf-Taste, um das Pressegespräch mit Falko Mohrs aus dem Outlook-Kalender zu löschen. Wieso gibt es am Freitag kein Pressefrühstück der CDU-Fraktion? Ach so, Sebastian Lechner hat wohl erst nächste Woche wieder ein Brötchen für uns. Und lohnt es sich für die Kollegin in dieser Woche überhaupt, eine Gesprächsanfrage an das Büro von Kathrin Wahlmann zu senden?

Wenn es doch wenigstens nur die Koalitionsverhandlungen wären, die unsere politische Elite der Anwesenheit in Hannover vorzieht. Aber nein: Stephan Weil bereist mit einer Delegation Südamerika, der Unterausschuss Medien sieht sich in London und Dublin um, die Häfen-Politiker sind in Portugal unterwegs und der Innenausschuss führt gemeinsam mit dem Ausschuss für Angelegenheiten des Verfassungsschutzes vertrauliche Gespräche in der Bundeshauptstadt.

Was kann man tun, wenn man allein zu Hause gelassen wurde? Genau: Man zählt die Windräder, denkt ans weite Meer und macht mal wieder etwas Musik. Auch wenn gefühlt alle weg sind: Wir halten in der Landeshauptstadt die Stellung – und haben heute diese Themen für Sie:

  • LEE-Studie: Windenergie birgt riesige Potenziale für Niedersachsens Wirtschaft und Kommunen
  • CCS-Technologie: Umweltverbände warnen vehement vor einer CO2‑Speicherung am Grund der See
  • HMTMH-Präsident: Warum die Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover seit anderthalb Jahren keinen Chef hat

Die angestammten Plätze von Zeit zu Zeit zu verlassen, ist nicht verkehrt. Bekanntlich ist doch die gefährlichste aller Weltanschauungen die Weltanschauung derer, welche sich die Welt nie angeschaut haben.

Schauen Sie also genau hin
Ihr Niklas Kleinwächter