Ein Multimillionär tourt durch die USA und erklärt den Bürgern, dass das reichste Land der Welt ein einziger „ökonomischer Alptraum“ ist. Seine Hauptschuldige: die amtierende Vizepräsidentin, deren politische Rolle sich im Wesentlichen darauf beschränkt, bei äußerst seltenen Pattsituationen im Senat eine zusätzliche Stimme beizusteuern – weil ein Münzwurf oder Schnick-Schnack-Schuck dann doch etwas undemokratisch wirken könnte. Dass es Kamala Harris aus diesem nahezu symbolischen Regierungsamt heraus gelingt, eine ganze Wirtschaftsnation im Würgegriff zu halten, ist beachtlich. Umso mehr, da es selbst das ‚sehr stabile Genie‘ Donald J. Trump als 45. US-Präsident nicht vermochte, die amerikanische Wirtschaft so robust aufzustellen, dass seine großen Errungenschaften nicht gleich von der erstbesten Nachfolgeregierung wieder verspielt werden.

„Trump will fix it“: Donald Trump hält im Wahlkampfendspurt eine Rede im Swing State Georgia und verspricht wieder mal, dass er alles besser machen wird. | Screenshot: Truth Social

Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er die Zeit seiner Wähler mit tiefgründigen Analysen verschwenden würde. „Kamala hat’s kaputt gemacht, aber ich werde es reparieren!“ („Kamala broke it, but I will fix it!“), verspricht der 78-Jährige auf seiner Social-Media-Plattform „Truth Social“. Unter seiner (erneuten) Führung werden die Amerikaner die besten Jobs, die dicksten Gehaltsschecks und die strahlendste wirtschaftliche Zukunft erleben, die die Welt je gesehen hat. Frei nach der Devise: Make America Great Again – jetzt aber wirklich!

Aus der Ferne betrachtet ist das Wahlkampfspektakel auf der anderen Seite des Atlantiks urkomisch. Doch wenn am Mittwochmorgen um 7 Uhr (MEZ) auch die letzten Wahllokale in Alaska geschlossen haben, könnte uns in Europa ziemlich schnell das Lachen vergehen. Das Duell Trump gegen Harris dürfte nicht nur für die USA, sondern auch für die ganze Welt zu einer folgenreichen Richtungsentscheidung werden. Was die 60. Präsidentschaftswahl für Niedersachsen bedeutet und was wir daraus lernen können, analysiert die Rundblick-Redaktion in einer Sonderausgabe. Das sind unsere Themen:

„Tough on China“: Unter der Regierung „Trump 2.0“ drohen der deutschen Wirtschaft empfindliche Strafzölle sowie ein weltweiter Handelskrieg. Aber auch eine Präsidentschaft von Kamala Harris verspricht für Europa nicht nur eitel Sonnenschein, warnt Christian Wilhelm Link.

◼ „Stop the Steal“: Attentate, Putschversuche, brutale Rhetorik – im US-Wahlkampf ist Gewalt fast schon zum legitimen Mittel geworden. Niklas Kleinwächter befürchtet, dass sich dieser Trend auch nach Europa ausbreiten könnte.

„My Body, My Choice“: Um kaum eine Frage wird in den Vereinigten Staaten so erbittert gestritten wie um das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche. Was dieser Konflikt über den Zustand der Demokratie verrät, erklärt Anne Beelte-Altwig.

◼ „The Winner Takes it All“: In den USA stehen sich die beiden großen politischen Lager immer unversöhnlicher gegenüber. Dass es so weit kommen konnte, liegt für Klaus Wallbaum nicht zuletzt in einem ungehemmten Mehrheitswahlrecht begründet, in dem die falschen Leute zu viel Macht erlangen können.

Goodbye sagt
Ihr Christian Wilhelm Link