Wenn es um Politikvermittlung geht, ist Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck seinen Kollegen meilenweit voraus. Mit bodenständigen Einschätzungen und flapsigen Sprüchen hat er Videobotschaften aus der Bundespolitik überhaupt erst für ein größeres Publikum interessant gemacht. Jetzt scheint der 54-Jährige dabei das nächste Level erreicht zu haben und könnte eigentlich vom Vizekanzler zum Fulltime-Youtuber umschwenken.

Da können Marc-Uwe Kling und sein Känguru einpacken: Robert Habeck erörtert aktuelle Fragen der Politik mit sich selbst. | Quelle: BEE, Montage: Link

Wer häufiger bei Youtube unterwegs ist oder von seinen Kindern dazu in Geiselhaft genommen wird, kennt wahrscheinlich folgendes Prinzip: Ein Darsteller – in der Regel ein mehr oder weniger begabter Comedian – interagiert in einem super billig produzierten Sketch-Video mit sich selbst, weil er zu geizig ist, seine Youtube-Tantiemen mit irgendwelchen Darstellern zu teilen. Ein simples Erfolgsformat, das Habeck mit links beherrschen würde, wie er kürzlich beim Energiedialog 2024 des Bundesverbands Erneuerbare Energien bewiesen hat. In einer Diskussionsrunde setzte der Grünen-Politiker zu folgendem Monolog an, den ich Ihnen an dieser Stelle ungekürzt wiedergeben möchte:

„Bei der EEG-Diskussion gab es die Forderung: Lasst doch den ganzen Quatsch sein, macht das doch nur mit dem CO₂-Preis. Wenn wir aber einen CO₂-Preis von 200 oder 300 Euro haben, also Vervier- oder Verfünffachung, dann ist die Agrardieseldiskussion gar nichts dagegen, weil es Tausende – und diesmal auch berechtigte Fälle geben wird – wo man sagt: ‚Das mag zwar bilanziell aufgehen, ich bin aber keine Bilanz. Ich bin ein Haushalt, der auf einmal jetzt so und so viel Tausend Euro mehr bezahlen muss.‘
Und wenn du sagst: ‚Ey, dann sanier’ doch dein Haus!“, dann sagt der: „Ja, aber witzig! Wo soll ich das Geld hernehmen? Außerdem bin ich vielleicht schon älteres Semester und die Amortisation sehe ich nicht mehr so richtig.‘
Und da kann man sagen: ‚Ja, dann zieh‘ doch aus oder zieh‘ doch um.‘ Aber was ist denn das für ’ne Debatte? Deswegen: ‚Ey, mach‘ mal ’n Klimageld! Erhöh‘ den CO₂-Preis!‘ – So einfach ist es nicht.“

Dass Politik meistens nicht so einfach ist, weiß auch die rot-grüne Landesregierung. Bei ihrer ersten Kabinettsklausur 2024 hat sich die Regierungsmannschaft von Ministerpräsident Stephan Weil deswegen auch vom Kommunikationsexperten Prof. Lutz Rademacher beraten lassen. Was dabei herumgekommen ist und welche Themen in Salzgitter besprochen wurden, lesen Sie im heutigen Rundblick.
Dort erfahren Sie auch, warum die Hannoveraner laut einer ADAC-Studie mit der Mobilität in der Landeshauptstadt viel weniger unzufrieden sind als die Einpendler. Außerdem streitet die Rundblick-Redaktion in einem Pro & Contra über den Einsatz von Tasern bei der Polizei in Niedersachsen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link