TagesKolumne: Der Fluch der Zwiebelkönigin
In der Mittagspause der Plenarsitzung am Mittwoch wird Landtagspräsidentin Hanna Naber die 18 niedersächsischen „Produktionskönigshäuser“ empfangen. Spargel-, Wein-, Heide- und Heidekartoffelköniginnen werden erwartet, ebenso wie das amtierende Goldenstedter Goldkönigspaar oder der mittlerweile 19. Schwule Lüneburger Heidekönig. In der Runde der erlauchten Majestäten fehlt aber ausgerechnet ein für Niedersachsen ganz besonders wichtiges Lauchgewächs: Die Zwiebel.
Wie das Landesamt für Statistik gestern vermeldete, ist die Zwiebel das meistgeerntete Gemüse in Niedersachsen. Bei jedem dritten Freilandgemüse handelte es sich 2023 um eine Speisezwiebel und die Kulturpflanze wird hierzulande immer beliebter: 216.000 Tonnen Zwiebeln (plus 15,1 Prozent) wurden im vergangenen Jahr auf niedersächsischen Äckern geerntet. Das entspricht einer Menge von etwa 1,44 Milliarden Speisezwiebeln, die – sofern man sie schälen würde – ausreichen würden, um alle Chinesen gleichzeitig zum Weinen zu bringen.
Alternativ könnte man mit der niedersächsischen Jahresproduktion an Zwiebeln auch den Starnberger See einmal komplett füllen. Das würde zwar deutlich weniger Menschen die Tränen in die Augen treiben, aber immerhin würde man damit den Bayern eins auswischen.
Trotz der großen Relevanz wird heute keine Zwiebelmajestät beim Produktkönigstreffen im Landtag dabei sein. Dass so etwas übel nach hinten losgehen kann, wissen wir spätestens seit Dornröschen, wo der Ausschluss einer einzigen Fee ein ganzes Königreich ins Unglück stürzte. Wir können also nur hoffen, dass nicht plötzlich doch noch eine böse Zwiebelkönigin in der Portikushalle auftaucht und das Parlament mit einem Fluch belegt.
Dass sich Hanna Naber demnächst mit einer Spindel in den Finger sticht und das ganze Landesparlament in einen hundertjährigen Schlaf verfällt, wäre mehr als unangenehm. Regierungskritiker mögen an dieser Stelle zwar einwenden, dass man keinen Unterschied merken würde. Zudem würde sich eine dichte Dornenhecke rund um den Landtag äußerst positiv auf das Stadtklima in Hannover auswirken. Man darf aber nicht vergessen, dass die Landtagsabgeordneten auch im schlafenden Zustand vollen Anspruch auf ihre Diäten haben und damit 100 Jahre fürs Nichtstun bezahlt werden würden.
Aus einem Dornröschen-Schlaf erwacht nach sieben Jahren nun auch der Parlamentarische Untersuchungsausschuss (PUA) in Niedersachsen. In der heutigen Ausgabe erklärt der gestiefelte Rundblick-Chefredakteur Klaus Wallbaum, wie so ein Gremium funktioniert und wann es für die Befragten heißt: „Knüppel aus dem Sack!“
Damit sich unsere Leser wie Hans im Glück fühlen können, berichten wir außerdem über den neuen Hochschulentwicklungsvertrag, der gestern unterzeichnet wurde, und den 20. Geburtstag der N-Bank, der gestern gefeiert wurde.
Vergnügt bis an sein seliges Ende verabschiedet sich
Ihr Christian Wilhelm Link
Karrieren, Krisen & Kontroversen
Meilensteine der niedersächsischen Landespolitik
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