Wer gedacht hätte, dass das Nachhaltigkeitsrating des Nazi-Regimes gar nicht noch schlechter werden kann, wird im Heidekreis eines Besseren belehrt. Im Dethlinger Teich bei Munster entdeckt die Gesellschaft zur Entsorgung chemischer Kampfstoffe und Rüstungs-Altlasten (GEKA) immer wieder neue Weltkriegsmunition. In den ersten anderthalb Metern haben die Kampfmittelexperten bereits mehr als 20.000 Zündladungen und 300 Granaten gefunden, wie Umweltminister Christian Meyer (Grüne) gestern erfahren hat.

 „Das Land unterstützt natürlich auch künftig die Sanierung des giftigsten Lochs der Welt“, ließ Meyer über eine Pressemitteilung verlautbaren. Leider ist der MU-Pressestelle entweder vor lauter Giftgasen die Kameralinse geschmolzen oder der Fotograf ist aus Versehen auf die 300-Kilogramm-Grünkreuz-Granate aus italienischer Produkt getreten, die in dem Schreiben erwähnt wird. Auf jeden Fall ging die Pressemitteilung – wie schon bei Meyers Aal-Taxi-Termin in Landesbergen – bei uns ohne Foto-Anhang ein. Weil wir uns aber selbst fragen, wie das „giftigste Loch der Welt“ wohl aussehen mag, haben wir erneut den KI-Bildergenerator „Dall-E 3“ von Open-AI (bekannt durch Chat-GPT) um Hilfe gebeten und wurden nicht enttäuscht:

Umweltminister Christian Meyer steht vor dem giftigsten Loch der Welt. | Foto: mit KI generiert/Link

„Wenn der Mensch ‚Loch‘ hört, bekommt er Assoziationen: manche denken an Zündloch, manche an Knopfloch und manche an Goebbels“, schreibt Kurt Tucholksy in „Zur soziologischen Psychologie der Löcher“ (1931). Der Text ist zwar keine Lyrik im eigentlichen Sinne, zum heutigen Welttag der Poesie möchte ich Ihnen dennoch ans Herz legen. Denn nicht nur unsere sozialdemokratischen Leser dürften geistreiche Passagen wie diese zu schätzen wissen: 

Das Loch ist der Grundpfeiler dieser Gesellschaftsordnung, und so ist sie auch. Die Arbeiter wohnen in einem finstern, stecken immer eins zurück, und wenn sie aufmucken, zeigt man ihnen, wo der Zimmermann es gelassen hat, sie werden hineingesteckt, und zum Schluss überblicken sie die Reihe dieser Löcher und pfeifen auf dem letzten.

Sofern Sie nicht gerade die Tucholsky-Gesamtausgabe zur Hand haben, lesen Sie ihn doch einfach online oder noch besser: Lassen Sie ihn sich vorlesen. Eine sehr gelungene Vertonung hat Jürgen von der Lippe eingesprochen, noch besser ist aber die Version von Hörbuch-Profi Helge Heynold in seinem Ohrenweide-Podcast

Helge Heynold hat seine Karriere 1969 mit einem Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover (HMTH) gestartet. Heute ist seine Stimme bekannt aus Rundfunk, Hörspiele und Computerspielen. | Quelle: privat/Canva/Link

Um diverse Löcher geht es auch in der heutigen Rundblick-Ausgabe:

  • Am Rand der Gesellschaft: Nach dem Rausch verfallen Crack-Süchtige sofort in ein tiefes Loch, vorher sind sie so aufgedreht, dass sie kaum Hilfsangebote wahrnehmen können. Suchtforscher Prof. Heino Stöver sieht daher mit Sorge, dass das „Arme-Leute-Kokain“ nicht nur in niedersächsischen Großstädten auf dem Vormarsch ist. 
  • Heere soll Versorgungsloch stopfen: Wer noch in der DDR zum Grundschullehrer ausgebildet wurde, droht bei der Höherstufung der Lehrkräfte leer auszugehen. Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert Finanzminister Gerald Heere (Grüne) deswegen zum Handeln auf.
  • Wissenslücken schließen sich: „Wir sind für die Spitzenwissenschaft ein attraktiver Standort“, sagt Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD). FDP-Politiker Lars Alt sieht die niedersächsischen Unis im Wettbewerb um neue Exzellenzcluster dagegen in einem tiefen Loch. Bei sechs Forschungsvorhaben aus Hannover, Göttingen und Braunschweig wird sich zeigen, wer von beiden recht hat.

Einen poetischen Donnerstag wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link