TagesKolumne: Bleibende Eindrücke
Am Sonnabend öffnete Landtagspräsidentin Hanna Naber die Türen zum Leineschloss und lud die Bürger dieses Landes in ihr Haus der Demokratie ein. „Das war gelebte Demokratie“, bilanzierte meine Kollegin Anne Beelte-Altwig, nachdem wir nach einem ereignisreichen Tag unseren Stand in der Portikushalle wieder abgebaut hatten.
Anne bezog sich in ihrem Fazit auf die Vielfalt der Menschen, die an diesem sonnigen Tag in den Landtag und zum Austausch zu uns gekommen waren. Die Frau ohne Wohnung, die Interessierten mit noch geringen Deutschkenntnissen, alle Generationen … und sogar zwei Hessen haben sich in unser norddeutsches Parlament getraut.
Es war ein tolles Fest und blieb doch ein grobes Zerrbild. Zwar absolvierten der Ministerpräsident und viele andere ein straffes Programm, wie man das von ihnen gewohnt ist: Sie gaben auf vielen Bühnen viele Interviews und versuchten dabei, jedes Mal dasselbe und doch irgendwie immer auch etwas Originelles zu sagen.
Die Fraktionen allerdings verschanzten sich weitgehend in ihren Sälen, boten dort Popcorn, Waffeln und Zuckerwatte sowie politische Debatten, die auch leicht gesüßt wirkten. Denn meist blieben sie ohne Meinung von außen – bei den einen ist Cannabis dann einfach unwidersprochen toll und bei den anderen bleibt Abschiebung eben die einzige Lösung.
Zusammengeführt wurden die widerstreitenden Positionen dann aber doch. Diesmal zwar nicht im Plenarsaal, wie sonst üblich, aber immerhin in der Portikushalle. Dort hatte die Landtagsverwaltung ein digitales Demokratie-Board (Foto oben) errichtet, an dem alle Anwesenden per Smartphone eine Frage beantworten konnten: Was hilft gegen geringe Wahlbeteiligung, Hass und Zweifel? Beobachten konnte man an diesem Board vor allem eines: nämlich was passiert, wenn man nicht mitmacht. Denn dann bestimmen die anderen, was auf der Wand steht.
Und dann gibt es noch jene, die lieber heimlich im Dunkel der Nacht ihre Botschaft an die Wand schreiben.
Einen wahrhaft bleibenden Eindruck hinterlässt der Farbanschlag, der in der Nacht zum Sonnabend auf das Landtagsgebäude verübt worden ist. Vermummte haben gegen halb vier Uhr in der Nacht pro-palästinensische Parolen mit roter Farbe auf die Fassade des Leineschlosses gepinselt. Die Farbe bleibt wohl noch eine Weile zu sehen und die Frage, ob man das nicht hätte verhindern können, wird uns auch noch eine Weile beschäftigen.
Im Rundblick beschäftigen uns heute außerdem diese Themen:
- ÖPNV: Verkehrsverbände warnen vor einer Umkehr bei der Mobilitätswende.
- Musikschulen: Müssen Dozenten festangestellt werden? Und wer kann das bezahlen?
- BSW-Gründung: Am Sonntag hat sich der niedersächsische Ableger vom Bündnis Sahra Wagenknecht gegründet.
Starten Sie gut in die neue Woche !
Ihr Niklas Kleinwächter
Karrieren, Krisen & Kontroversen
Meilensteine der niedersächsischen Landespolitik
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