Am Donnerstag lernte ich, dass Bauernlob so selten sein soll wie Beamtenschweiß. Weil das natürlich (vor allem für Rundblick-Leser) nicht schmeichelhaft und (zumindest für Rundblick-Leser) auch nicht zutreffend ist, wurden die Anwesenden gebeten, das Gesagte so nicht aufzuschreiben.

Weil sich Regeln aber erst durch ihre Ausnahmen bestätigen, habe ich mich jetzt offensichtlich nicht so ganz daran gehalten und will deshalb zumindest den Urheber unterschlagen. Auf der Suche nach einer alternativen Quelle fand ich allerdings nirgends ein ähnlich lautendes Zitat – stellte bei der Recherche jedoch fest, dass Bauernlob der Name eines Straßenbesens ist und Beamtenschweiß als Scherzartikel in kleinen Fläschchen verkauft wird.

Unterschiedliche Welten. | Foto: Alexandr Muşuc und RyanJLane via GettyImages

Nach diesem (für den einen oder anderen vielleicht etwas kränkenden) Einstieg möchte ich gleich hinterherschieben, dass ich für unseren Behördenapparat eine Menge übrighabe. Natürlich kann man klagen über ein Zuviel an Bürokratie und ätzen über Verwaltungen, die im Wesentlichen sich selbst verwalten und doch nichts gestalten. Doch der Grundidee, auf klaren Regeln basierende Arbeitsabläufe zu haben, kann ich persönlich viel abgewinnen.

In unserer kleinen, aber wachsenden Redaktion bin ich deshalb auch derjenige, der ständig was von Workflow faselt, und diesen am liebsten permanent optimieren möchte. Je größer das Team wird, desto wichtiger finde ich es, dass die Handgriffe fein justiert sind und die Abläufe gut ineinandergreifen. Ich bin überzeugt: Auch wenn das Arbeiten nach Schemata nicht immer jedem gleich gefällt, sorgt es am Ende doch für bessere Ergebnisse – und zufriedene Mitmenschen.

Wenn das Regelwerk aber unklar ist und niemand so genau weiß, was er tun darf und was nicht, sorgt das für Frust. Erleben kann man das beispielsweise beim Dialogforum zur Wolfspolitik, das am Donnerstag wieder in Hannover tagte. Weil die Gesetzeslage schwierig und der Praxisleitfaden für die Verwaltung unzureichend ist, sind sowohl Umweltverbände als auch Tierhalter genervt – und die Politik gleich mit.

Genervt ist man sicherlich auch in der Finanzverwaltung des Landes angesichts der Forderungen der Gewerkschaft Verdi. Der gewünschte Entlastungstarifvertrag für die MHH-Pflegekräfte steht nämlich im Konflikt mit einer Mitgliedschaft Niedersachsens in der „Tarifgemeinschaft deutscher Länder“ (TdL). Um ein Abweichen von der Regel möglich zu machen, fordert die Gewerkschaft jetzt „Phantasie“ von der Verwaltung.

Dass klare Abläufe in Verwaltungen aber gerade ein Garant für Gerechtigkeit sind, betont Jens Lehmann im Rundblick-Interview. Wir sprachen mit dem neuen Präsidenten des Landeskirchenamts in Hannover sowie mit Landesbischof Ralf Meister über den Umgang der evangelischen Kirche mit Fällen von sexualisierter Gewalt und die Schuld, die die Institution dabei auf sich geladen hat. Zu erkennen ist dabei auch ein Konflikt zwischen einem empathischen und einem bürokratischen Ansatz, den man nun zu überwinden sucht.

Nach einer hoffentliche anregenden Lektüre wünsche ich Ihnen ein schweißfreies Wochenende und Lob von der richtigen Seite.

Ihr Niklas Kleinwächter