Was passiert eigentlich, wenn man zu viele verbrannte Schoko-Nikoläuse einatmet? Diese alte Frage, die Konditoren und Mediziner gleichermaßen beschäftigt, wurde nach jahrzehntelangem Rätselraten nun endlich im bayerischen Landshut beantwortet. Drei ganze Tage und Nächte waren hier insgesamt 400 Feuerwehrleute damit beschäftigt, einen Großbrand in der Fabrik des Schokoladen- und Zwiebackherstellers Brandt zu löschen, wo etwa jeder dritte deutsche Schoko-Weihnachtsmann hergestellt wird. Wie viele der insgesamt 35 Millionen Schokoladenfiguren, die in Landshut jährlich vom Band laufen, bei dem Feuer verbrannt sind, ist unklar. Mit großer Sicherheit kann man aber davon ausgehen, dass der dabei entstandene Rauch direkt ins 3,2 Kilometer entfernte Landratsamt gezogen ist, wo im Büro von Landrat Peter Dreier tagelang das Fenster offenstand.

19 Feuerwehren aus Stadt und Landkreis Landshut waren beim Großbrand beim Süßwarenhersteller Brandt im Einsatz. | Foto: Freiwillige Feuerwehr Stadt Landshut

Woher wissen wir das? Ganz einfach: Anders lässt sich der jüngste Vorstoß des Freie-Wähler-Politikers kaum erklären. Fünf Tage nach dem Großbrand forderte Dreier per Pressemitteilung eine Zusammenlegung der 16 bundesweiten Atom-Zwischenlager im niedersächsischen Gorleben. Dass die Genehmigung für Gorleben bereits 2035 ausläuft, während das Atom-Zwischenlager „Bella“ im Landkreis Landshut noch bis 2047 genehmigt ist, räumt Dreier zwar selbst ein. Das spielt für ihn aber keine Rolle. „Höchste Zeit, die Verlängerung Gorlebens zu beantragen und die beste Gelegenheit, diese gleich auf alle vorhandenen 1.900 Castoren aufzustocken“, wird Dreier auf der Internetseite seines Landkreises zitiert.

Landrat Peter Dreier steht vor einem der ehemaligen Kernkraftwerke an der Isar. Entweder ist das Bild schon etwas älter, oder in Niederbayern hat bereits der nukleare Winter begonnen. | Foto: Landkreis Landshut

Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne), in dessen Ressort auch schwerpunktmäßig die Zurückweisung von verrückten Vorschlägen aus Süddeutschland fällt, äußerte sich dazu gestern wie folgt: „Die Forderung aus Bayern ist an Dreistigkeit und Unverschämtheit nicht zu überbieten. Bayern als Atomendlager auszuschließen, gleichzeitig neue Atomkraftwerke bauen zu wollen und jetzt auch noch zu meinen, der gesamte bayerische Atommüll könne in Niedersachsen abgeladen werden, ist heuchlerisch und unverantwortlich. Natürlich lehnt Niedersachsen dies ab.“

Eine Reaktion aus Bayern auf die Absage aus Niedersachsen steht noch aus. Ob die Staatskanzlei in München den Nord-Süd-Länderkonflikt weiter anheizen wird, ist völlig offen. Denkbar wären etwa Strafzölle auf Ostfriesentee und Nordseekrabben, ein Einreiseverbot für niedersächsische Staatsbürger beim Münchner Oktoberfest oder die Schließung der Bayerischen Botschaft im Paulaner am Thielenplatz in Hannover. Am wahrscheinlichsten aber ist, dass die bayerische Staatsregierung einfach weiterhin die Energiewende verschläft und damit die Kosten für den Netzausbau nach oben treibt, wodurch die Netzentgelte vor allem in Windstromerzeuger- und Transitländern wie Niedersachsen steigen.



Weitere brandheiße News erhalten Sie im heutigen Rundblick. Dort erwarten Sie folgende Themen:
◼ Mohrs geht auf Verdi zu: Wissenschaftsminister Falko Mohrs sucht eine Lösung für den Pflegestreit bei der Medizinischen Hochschule Hannover.
Vorwurf der gezinkten Karten: Die niedersächsischen Spielbanken sollen einen neuen Betreiber bekommen. Die CDU argwöhnt jedoch, dass das Unternehmen bei der Konzessionsvergabe bevorzugt wurde.
◼ Orientierungslos im Gymnasium: Die Bertelsmann-Stiftung bestätigt in einer neuen Studie den Verdacht, dass Gymnasien ihre Absolventen nur schlecht über Ausbildungsberufe informieren. Die IHK Niedersachsen hat Lösungsvorschläge.

Mit einem herzlichen Servus verabschiedet sich
Ihr Christian Wilhelm Link