TagesKolumne: Alle Augen auf: Mario Voigt
Vergessen Sie jedes Kanzler-Duell und verschlafen Sie lieber, wenn Joe Biden und Donald Trump sich irgendwann wieder vor laufenden Kameras etwas zurechtstolpern. Das einzig wahre TV-Duell findet an diesem Donnerstag statt, zur besten Sendezeit direkt nach der Tagesschau und übertragen von einem Fernsehsender von WELTrang: Mario Voigt (CDU) gegen Björn Höcke (AfD) moderiert von Tatjana Ohm und Jan Philipp Burgard.
Kaum ein TV-Format hat in letzter Zeit die Gemüter der Deutschen so erhitzt wie dieses (außer vielleicht die wirklich allerletzte Ausgabe von „Wetten, dass…?“ oder die vermeintliche Rückkehr von Raab gegen Halmich im Boxring).
Darf man das? Muss man das? Ist das nicht zu gefährlich? Drei Antworten: Ja, man darf. Ja, man muss wohl auch. Und ja, vielleicht ist es auch gefährlich. Aber gefährlich wäre es doch auch, nichts zu tun.
Björn Höcke ist unter Garantie eine der bedrohlichsten Gestalten innerhalb der AfD: Er ist einer, der den Rechtsaußen-Parteiflügel anführt, radikale Positionen vertritt und noch dazu demagogisches Potenzial besitzt. Doch in Thüringen spielt er nun einmal eine wichtige Rolle – und verboten hat man ihm sein politisches Tun auch (noch) nicht. Die Flucht hinter juristische Schutzwälle wird zwar per Petition gefordert. Stärken würde es unsere lebendige Demokratie aber nur, wenn man ihn und seine Gesinnungsgenossen politisch stellen würde.
Kaum einer wagt es, das zu tun. Begründet wird das natürlich damit, dass man so einem keine Bühne geben dürfe. Die Bühne ist aber längst aufgebaut, die Kulisse steht und er spielt darauf mit erschreckender Bravour. Zum Glück traut sich einer, ebenfalls zum Vorsprechen zu erscheinen: Mario Voigt, ein bislang eher wenig bekannter Landespolitiker der CDU Thüringen.
Sein Schachzug ist strategisch klug: Zu verlieren hat er nicht mehr viel, aber gewinnen kann er eine Menge. So stellt er seine Landsleute zumindest scheinbar vor die einzige Wahl: entweder die oder wir. MP Bodo Ramelow (Linke) lässt er links liegen.
Kein Wunder, dass man dieses (vordergründig europapolitische) TV-Duell von linker Seite aus direkt boykottieren möchte. Linken-Europaspitzenkandidat Martin Schirdewan regt an, doch einfach etwas anderes anzuschauen. Ein paar Vorschläge von uns: Im Ersten gibt’s eine neue Folge „Charité“, im ZDF „Lena Lorenz: Vertauscht“, beim RTL läuft „Blamieren oder Kassieren“ und auf ProSieben Heidis Nachwuchsmodels. Vielleicht doch lieber streamen…
Für Niedersachsens Landespresse könnte es derweil knapp werden: Die Koalitionsfraktionen haben spontan zu einem Pressehintergrund ab 18:30 Uhr in den Landtag eingeladen. (Bemerkenswert gestiegenes Mitteilungsbedürfnis übrigens: Das ist dann in dieser Woche der dritte Hintergrundabend in Folge.)
Stefan Politze (SPD), Pascal Mennen (Grüne) und Kultusministerin Julia Willie Hamburg (ebenfalls Grüne) wollen über Änderungen am Niedersächsischen Gesetz über Kindertagesstätten und Kindertagespflege (NKitaG) sprechen. Die Teilnahme ist allerdings auch virtuell möglich – der Donnerstag- verspricht also in jedem Fall ein spannender Fernsehabend zu werden!
Wir bleiben heute wieder ohne Bewegtbild, haben aber diese bewegenden Themen für Sie:
◼ Migration: Niedersachsens Kommunen müssen bis September 17.500 Flüchtlinge aufnehmen
◼ N-Bank: Niedersachsens Förderbank braucht Eigenkapital
◼ Deutschlandticket: Verkehrsexperten bewerten das D-Ticket recht unterschiedlich
Einen spannenden Donnerstag wünscht Ihnen
Ihr Niklas Kleinwächter
Karrieren, Krisen & Kontroversen
Meilensteine der niedersächsischen Landespolitik
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