Im Streit um die 12 Millionen-Euro-Abfindung für die VW-Managerin Christine Hohmann-Dennhardt hat die Opposition im Landtag Ministerpräsident Stephan Weil scharf attackiert. „Wo Genossen in Berlin einen Feldzug gegen Boni und Managergehälter beginnen, vereinbaren Genossen in Wolfsburg horrende Abfindungen. Schämen Sie sich nicht dafür, Herr Weil?“, fragte der CDU-Fraktionsvorsitzende Björn Thümler. Hohmann-Dennhardt war einst für die SPD Ministerin in Hessen. Sie wurde in den VW-Vorstand bestellt, als Weil und Lies im Aufsichtsrat saßen. Thümler warf Weil vor, seine Kontrollpflichten nicht ausreichend wahrzunehmen. Thümler wünschte sich auch mehr Engagement bei der Aufklärung des Dieselskandals. „Nach den Ermittlungen in den USA scheinen die Staatsanwälte in Braunschweig mittlerweile die einzigen zu sein, die den Dieselskandal ernsthaft aufklären wollen.“ Für den Ministerpräsidenten sei die Zeit des Wegduckens nun endgültig vorbei.

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FDP-Fraktionsvize Jörg Bode kritisierte, in der Öffentlichkeit wetterten Stephan Weil, Sigmar Gabriel und Martin Schulz von der SPD immer laut gegen Managergehälter. „Wenn Sie aber selbst verantwortlich sind, dann können Sie als Genosse der Bosse gar nicht genug Millionen in die Verträge hineinschreiben“, schimpfte Bode. Die Millionengehälter lasse Weil durch eine Entlassungswelle bei den Zeitarbeitern, Kurzarbeit und Gehaltsverzicht der Mitarbeiter am Band refinanzieren. Das sei schäbig. Der FDP-Politiker sagte, er verstehe gar nicht, wie der Aufsichtsrat dem Vertrag von Hohmann-Dennhardt überhaupt habe zustimmen können. „Da wird eine Ablösesumme als Begrüßungsgeld gezahlt. Das gibt es vielleicht bei Hannover 96 in der Bundesliga, aber ja wohl nicht mehr bei Vorstandsbesetzungen.“ Und dann werde bei der Abfindung massiv gegen den Corporate-Governance-Kodex verstoßen. Zuvor hätten offensichtlich Winkeladvokaten eine Umgehung gefunden. Der Sumpf in Aufsichtsrat und Vorstand müsse trockengelegt werden, forderte Bode.

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Er könne die Kritik an der „aktuell diskutierten Personalangelegenheit“ verstehen, sagte Ministerpräsident Stephan Weil im Landtag. „Wir können aber nicht Stellung nehmen, auch nicht, wenn wir wollten“, sagte Weil unter Hinweis auf seine Tätigkeit im VW-Aufsichtsrat. Es gebe viele und wichtige Hinweise für die Zukunft. Bekanntlich arbeite der Aufsichtsrat gerade an einem neuen Vergütungssystem. In der Vergangenheit sei aber auf Grundlage des bisherigen Systems gehandelt worden. So sei der Vertrag des früheren Vorstandschefs Martin Winterkorn noch von Mitgliedern des Aufsichtsrats aus der schwarz-gelben Koalition zu verantworten. Der nun eingeschlagene Weg zu einer besseren Unternehmenskultur werde aber konsequent fortgesetzt. Darin seien sich alle Beteiligten in Vorstand auf Aufsichtsrat einig.

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Der SPD-Wirtschaftspolitiker Gerd Will sagte, er wünsche sich, dass die Themen Vorstandsvergütungen und Boni-Regelungen gerade am Beispiel des ehemaligen Vorstandschefs Martin Winterkorn noch einmal ergebnisoffen diskutiert würden. Das Ausscheiden Hohmann-Dennhardts lasse ein ungutes Gefühl zurück. „Die Durchsetzung einer neuen Unternehmenskultur wird nach so kurzer Zeit nicht auf den Weg gebracht worden sein“, so Will. Grünen-Fraktionschefin Anja Piel bereitet es derweil Sorgen, dass Manager bei VW zwar viel Geld kassierten, aber keine Verantwortung daraus ableiteten. „So eine Haltung ist für den Erfolg eines Unternehmens und die Arbeitsplätze ein erhebliches Risiko. Deshalb ergibt es Sinn, dass der Aufsichtsrat über die Vergütungsregelungen im Konzern redet.“