Die IG Metall feiert nach dem Tarifabschluss bei Volkswagen das „Weihnachtswunder von Hannover“ – vermutlich, weil Verhandlungsführer Thorsten Gröger dem übermüdeten VW-Vorstand irgendwann als Geist der kommenden Weihnacht erschienen ist. 70 Stunden haben die Tarifpartner gebraucht, um ein Sanierungspaket zu schnüren, das zumindest bis zum Schrottwichteln den Weihnachtsfrieden bei VW sichert. Kündigungen? Abgewendet. Werksschließungen? Kein Thema. Dafür spart VW bis 2030 über 35.000 Stellen ein – aber natürlich sozialverträglich, ein Begriff, der so festlich klingt wie Lametta auf den Sorgenbäumen der Beschäftigten.

Auch die Parteien treiben ihre Jahresendbescherung voran: Beim FDP-Landesparteitag in Celle präsentierte sich Christian Dürr als Weihnachtsmann für Wirtschaftsliberale. Dürr möchte uns mehr Eigenverantwortung und weniger Bürokratie bescheren – wer das Wort „Subventionen“ nur in den Mund nimmt, bekommt die Rute zu spüren. Auf den Listenplätzen dahinter folgen Konstantin Kuhle, Anja Schulz und Gero Hocker, der in Celle vor allem ein Ziel verfolgte: Schnell wieder wegzukommen, um endlich einen Weihnachtsbaum zu kaufen.

„Nach dem erfolgreichen Tag gestern hatte ich nun endlich Zeit, unseren Weihnachtsbaum zu kaufen“: Gero Hocker kann sich nach der Listenaufstellung für die Bundestagswahl endlich wieder auf das Wesentliche konzentrieren. | Foto: Facebook/Gero Hocker

Die AfD lieferte auf ihrem Landesparteitag in Dötlingen weniger Geschenke, dafür mehr Kampfansagen. Spitzenkandidat Dirk Brandes will ein „normales Deutschland“ zurück und legt sich dafür mit den „Deutschland-Abschaffern“ an. Zweiter auf der Liste ist Jörn König, gefolgt von Martin Sichert. „Wir sind die Immunantwort auf die krankmachende Politik von CDU und SPD“, sagte der Exil-Bayer. Wie man dem Patienten diese Medizin am besten verabreicht, ließ Sichert jedoch offen. Ob intravenös, oral, oder gar viral – als TikTok-Star mit 170.000 Followern dürfte er vor allem die letzte Methode bevorzugen. Doch was auf der Plattform für Klicks sorgt, könnte beim Patienten für unerwünschte Nebenwirkungen sorgen.

Am Ende bleibt die Feststellung, dass Wahlkampf und Weihnachten gar nicht so verschieden sind: Sowohl Wahlversprechen als auch Geschenke gibt es zwar im Überfluss, das meiste erweist sich jedoch als wenig brauchbar. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen im Namen der gesamten Rundblick-Redaktion besinnliche Feiertage – und möge Ihr persönliches Weihnachtswunder ohne zähe Verhandlungen oder politische Grabenkämpfe in Erfüllung gehen.

Frohe Weihnachten wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link