Die Stichwahlen für drei Landräte und 20 Bürgermeister haben am gestrigen Sonntag teilweise dramatische Ergebnisse zutage gefördert. Im Kreis Osnabrück, einem früher unangefochtenen Machtzentrum der Christdemokraten, wird erstmals seit Kriegsende eine Grünen-Politikerin neue Landrätin – die 45-jährige Unternehmerin Anna Kebschull aus Bad Rothenfelde. Sie schlug in der Stichwahl den Amtsinhaber Michael Lübbersmann (CDU), der im ersten Wahlgang am 26. Mai noch 13 Prozentpunkte vor seiner Herausforderin gelegen hatte.

Achtungserfolg für die Grünen in Osnabrück

Die Anhänger zweier unabhängiger, teils von der SPD gestützter Bewerber, die am 26. Mai unterlegen waren, gaben offenbar den Ausschlag. Für die Grünen ist der Sieg im Kreis Osnabrück mehr als nur ein Achtungserfolg, denn erstmals zwingt ihre Kandidatin einen etablierten Landrat in einer christdemokratischen Hochburg in die Knie. Die neue Landrätin Kebschull hat eine bürgerliche Vita, ist Diplom-Chemikerin, hat drei fast erwachsene Kinder und ist Inhaberin von Nachhilfeschulen. Sie begann ihre politische Arbeit in Bürgerinitiativen – und stritt vor elf Jahren erstmals für einen besseren DSL-Zugang in ihrer Heimat, später dann für ein „fracking-freies Bad Rothenfelde“, sie kandidierte für die Kommunalwahlen und die Landtagswahl, wurde Vize-Bürgermeisterin in Bad Rothenfelde.

So bitter die Niederlage der Christdemokraten im Kreis Osnabrück ist, so erfolgreich verlief der Wahlabend für die Partei in zwei anderen Kreisen. In der Grafschaft Bentheim siegte der CDU-Bewerber Uwe Fietzek, bisher Erster Kreisrat, mit 51,7 Prozent gegen seinen SPD-Kontrahenten Volker Pannen, Bürgermeister von Bad Bentheim. Fietzek löst damit den langjährigen Landrat Friedrich Kethorn (CDU) ab.

Im Landkreis Lüneburg lief ein ganz knappes Rennen der Kandidaten Jens Böther (CDU) und Norbert Meyer (SPD). Die Sozialdemokraten hofften auf Stimmen der Grünen, die sich im ersten Wahlgang stark in Zustimmung für deren Bewerberin Erika Romberg ausgedrückt hatten. Der Wahlabend wurde zum Krimi, weil beide Kandidaten Kopf an Kopf lagen – am Ende mit einem leichten Vorsprung von Böther von 50,2 Prozent. Damit wird der Kreis Lüneburg nach der langen Amtszeit des scheidenden Landrats Manfred Nahrstedt (SPD) künftig von einem Christdemokraten geführt. Auch in der Nachbarschaft, in der Stadt Stade, gibt es einen CDU-Erfolg. Die bisherige Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD), engagiert im Städtetag und in SPD-Gremien, wird abgelöst von ihrem CDU-Herausforderer Sönke Hartlef, der in der Stichwahl 55,4 Prozent erreicht.

SPD verliert in der Region Hannover

In der Region Hannover fielen in drei größeren Städten Entscheidungen, allesamt zu Lasten der SPD. In Neustadt triumphierte Dominic Herbst (Grüne) klar mit mehr als 58 Prozent über die SPD-Bewerberin Christina Schlicher. Die Stadt bleibt damit in den Händen eines Grünen-Verwaltungschefs, nachdem Uwe Sternbeck nicht mehr angetreten war. In Burgdorf wird Armin Pollehn (CDU) neuer Bürgermeister. Der SPD-Kandidat Matthias Paul konnte nicht an die lange Amtszeit des Sozialdemokraten Alfred Baxmann anknüpfen. In Lehrte muss der amtierende Bürgermeister Klaus Sidortschuk (SPD) seinen Stuhl räumen, Herausforderer Frank Prüße (CDU) siegt mit 51,2 Prozent.

In Verden, Sittensen und Rastede gewinnen die SPD-Bewerber – das ist in Rastede, bisher CDU-geführt, eine Überraschung. CDU-Kandidat Alexander von Essen, Neffe des bisherigen Bürgermeisters, unterliegt gegenüber Lars Krause (SPD). In Oyten (Kreis Verden) erreicht die CDU-Kandidatin Sandra Röse einen deutlichen Erfolg gegenüber ihrem SPD-Kontrahenten Heiko Oetjen. In Westerstede gewinnt Michael Rösner von der Wählergemeinschaft, die parteilose Hilke Hinrichs unterliegt. Die meisten der neugewählten Verwaltungschefs treten ihre Ämter am 1. November an.