SPD setzt auf Cuxhaven und Wilhelmshaven, die CDU hofft auf Erfolg in Lüneburg
Bundesweit stehen die beiden niedersächsischen Regierungsparteien derzeit nicht hervorragend da. Die SPD dümpelt in Umfragen unterhalb der 18-Prozent-Marke, die CDU bleibt unterhalb von 30 Prozent. Beide Zahlen treiben den Strategen in den Landesgeschäftsstellen in Hannover Sorgenfalten in die Stirn – umso größer ist für beide die Hoffnung, mit dem Ergebnis der Landräte- und Bürgermeisterwahlen am kommenden Sonntag einen Mobilisierungsschub in den eigenen Reihen zu erreichen. Es geht um 87 Kommunen, darunter viele kleinere, häufig treten nur wenige Bewerber oder auch nur ein einziger Kandidat auf. In der Vergangenheit wurde die Aufmerksamkeit sehr oft auf die Oberbürgermeisterwahlen in größeren Städten gelenkt. Doch die „großen Vier“ (Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Osnabrück) sind diesmal nicht dabei. So dürfte sich das Hauptinteresse auf einige größere Städte und mehrere Landkreise richten.
Die niedersächsische SPD bündelt schon seit Monaten ihre Kräfte, um in einer CDU-Hochburg gleich doppelt ein Zeichen zu setzen. Bisher wird die Stadt Cuxhaven von einem parteilosen Oberbürgermeister geführt, der auf CDU-Vorschlag ins Amt kam. Sein Vorgänger zählte zur CDU, dessen Vorgänger zur FDP. Nun tritt SPD-Landtagsfraktionsvize Uwe Santjer an, der 53-jährige Heilpädagoge ist volksnah und hemdsärmlig. Sein Gegenkandidat ist der parteilose, von der CDU unterstützte Harald Zahrte, der 61-jährige Samtgemeindebürgermeister vom Land Hadeln. Ein dritter Bewerber, ein Bauunternehmer, hat es gegen die beiden schwer. Der Wahlkampf läuft heftig und engagiert, die SPD setzt viel daran, Cuxhaven zu erobern. Gleichzeitig soll das noch für den Landkreis gelten, hier gibt es eine Besonderheit: Der parteilose Landrat Kai-Uwe Bielefeld (65) war früher von der CDU unterstützt worden, genießt jetzt aber das Vertrauen der SPD, während die CDU einen eigenen Bewerber ins Feld schickt – den Fraktionsvorsitzenden im Kreistag, Frank Berghorn (48). Bielefeld gilt als Favorit, und wenn er gewinnen sollte, könnte das diesmal die SPD als ihren Erfolg verbuchen. In der anderen Hafenstadt, Wilhelmshaven, kommt es zur Stichwahl zwischen Niels Weller (SPD) und dem parteilosen Bewerber Carsten Feist. Auch hier hofft die SPD auf einen Erfolg, sie hätte dann der CDU den OB-Posten abgenommen und das „rote“ Wilhelmshaven zurückerobert.
In der Grafschaft Bentheim könnte es eng werden
Die Hoffnungen der Christdemokraten sind eher auf den Kreis Lüneburg gerichtet. Dort tritt ihr Kandidat Jens Böther (52), Bürgermeister von Bleckede, gegen Norbert Meyer (52) an, den Samtgemeindebürgermeister aus Ostheide von der SPD. Dritte Bewerberin ist Erika Romberg (62), einstige Staatssekretärin in Berlin von den Grünen. Sollte Böther gewinnen, würde der Landratsposten in Lüneburg von der SPD zur CDU wechseln – Amtsinhaber Manfred Nahrstedt (SPD) war nicht mehr angetreten. Bangen muss die CDU in ihrer Hochburg im Kreis Osnabrück, denn Landrat Michael Lübbersmann (CDU) hat es mit drei Herausforderern zu tun. Der unabhängige Bewerber Frank Vornholt, Polizeidirektor aus dem Bundesinnenministerium und bekannt als Sprecher einer Bürgerinitiative gegen Hochspannungsleitungen, könnte Stimmen im bürgerlichen Lager fischen und Lübbersmann überholen. Auch der von der SPD gestützte Bewerber Horst Baier kann für eine Überraschung gut sein. Im benachbarten Emsland hingegen gilt der CDU-Bewerber Marc-André Burgdorf als klarer Favorit. Gleich daneben in der Grafschaft Bentheim könnte es zwischen dem Ersten Kreisrat Uwe Fietzek (CDU) und dem SPD-Kandidaten Volker Pannen (Bürgermeister von Bad Bentheim) eng werden.
Mehrere Landräte gibt es, die ihrer Wiederwahl ziemlich sicher entgegensehen können – oft auch, weil Konkurrenz fehlt oder sehr schwach ist: Sven Ambrosy (SPD, Friesland), Cord Bockhop (CDU, Diepholz), Peter Bohlmann (SPD, Verden), Detlev Kohlmeier (parteilos, Nienburg) und Heiko Blume (CDU, Uelzen). Ein enges Rennen erwarten Beobachter im Landkreis Holzminden. SPD, Grüne und Wählergemeinschaft unterstützen die frühere Stadträtin Margrit Behrens-Globisch (parteilos), CDU und FDP den Leiter der Gebäudewirtschaft, Michael Schünemann. Spannung verspricht auch der Kreis Aurich, da die SPD in ihrer Hochburg vom innerparteilichen Streit um den Landtagsabgeordneten Jochen Beekhuis heimgesucht wird. Landrat Harm-Uwe Weber (60, SPD) wird konfrontiert mit dem Parteilosen Bernd Iken (60), und dem Parteilosen Olaf Meinen (51), der von der CDU unterstützt wird. Unter anderem werden in der Region Hannover in Sehnde, Burgdorf und Neustadt/Rübenberge neue Bürgermeister gewählt. Vor allem in Neustadt sieht man mit Spannung dem Duell zwischen Stefan Porscha (CDU) und Christina Schlicker (SPD) entgegen, es gibt allerdings fünf weitere Bewerber – damit dürfte eine Stichwahl zwei Wochen später noch.