Sparkassen und Landesbanken setzen auf ein Scheitern der Nord/LB-Verkaufsgespräche
Die Landesbanken und Sparkassen können sich offenbar nicht dazu durchringen, bis zum Ende der Bieterfrist an diesem Freitag ein Angebot zum Einstieg in die Nord/LB vorzulegen. Ein entsprechendes Treffen der Spitzen aller öffentlich-rechtlichen Institute am Montagabend endete ohne einen formellen Beschluss. Damit ist es sehr wahrscheinlich, dass der Führung der Norddeutschen Landesbank am kommenden Wochenende lediglich Angebote von US-Finanzinvestoren vorliegen werden, die sich um eine Minderheitsbeteiligung bewerben – vermutlich von Centerbridge und Cerberus. Damit ist aber noch lange nichts über die Erfolgsaussichten gesagt, denn der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) könnte versucht sein, einen erfolgreichen Vertragsabschluss zwischen den bisherigen Nord/LB-Anteilseignern und einem der US-Investoren zu torpedieren.
Bankenaufsicht könnte Abwicklung der Nord/LB anordnen
Dreh- und Angelpunkt ist dabei nach Informationen des Politikjournals Rundblick der Haftungsverbund der Sparkassen und Landesbanken, in dem auch die Nord/LB bisher engagiert ist. Dieser gilt als begehrt, da die öffentlich-rechtliche Absicherung ein hohes Ranking verspricht. Finanzminister Reinhold Hilbers hatte als Nord/LB-Aufsichtsratschef unter anderem deshalb nur eine Minderheitsbeteiligung von Privatinvestoren an der Nord/LB ausgeschrieben, weil er hofft, mit einer mehrheitlich weiterhin öffentlich-rechtlichen Landesbank im Sparkassen-Haftungsverbund bleiben zu können. Dies könnte beispielsweise die Voraussetzung sein, unter der die Nord/LB-Träger und Centerbridge in der kommenden Woche handelseinig werden könnten.
In Sparkassenkreisen wird aber durchaus für möglich gehalten, dass der DSGV dann sein Veto einlegen und sich weigern könnte, eine Nord/LB mit privatem Anteilseigner weiter im eigenen Haftungsverbund zu dulden. Unter solchen Vorzeichen wären die Verkaufsgespräche zur Nord/LB gescheitert, und im schlimmsten Fall könnte die europäische Bankenaufsicht dann umgehend die Abwicklung der Nord/LB anordnen.
Kommt bald ein „Sonderopfer Nord/LB“?
Eine solche Eskalation der Entwicklung, die in politischen Kreisen in Hannover für nicht unwahrscheinlich gehalten wird, könnte aber dann im weiteren Verlauf die übrigen deutschen Landesbanken und Sparkassen mobilisieren, heißt es. Wenn die Landesbanken und Sparkassen auch nicht bereit seien, im Bieterverfahren für die Nord/LB mitzumachen, so würden sie sich einer Not-Rettung der Nord/LB dennoch wohl nicht verschließen. Das könnte so aussehen: Wenn die Verkaufsverhandlungen scheitern, und sei es nur am Veto des DSGV zur Mitgliedschaft einer teil-privatisierten Nord/LB im Sparkassen-Haftungsverbund, dann könnten sich alle Landesbanken und Sparkassen in Deutschland zu einem „Sonderopfer Nord/LB“ aufraffen – und mit Beteiligungen dafür sorgen, dass die nötige Eigenkapitalstärkung der Nord/LB gelingt.
In Rede stand bisher immer ein Gesamtbetrag von 3,5 Milliarden Euro, wobei die Hälfte davon das Land Niedersachsen als bisheriger größter Anteilseigner aufbringen müsste und wohl auch wollte. Ein solcher Kraftakt der öffentlich-rechtlichen Banken geschähe in einer Art Abwehrkampf gegen das Vordringen der US-Finanzinvestoren. Es wäre zudem ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Fusion der Nord/LB mit einer oder mehreren deutschen Landesbanken. Das ist ein Weg, den früher wiederholt auch die Bundesregierung gefordert hatte.
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Landesbanken und Sparkassen wollen US-Investoren ausbremsen
Viele Beobachter in Hannover rechnen damit, dass die Sparkassen und Landesbanken in der kommenden Woche ein plötzlich erwachendes Interesse an der Nord/LB haben könnten. Die Alternative könnte die Abwicklung der Bank sein – und eine solche würde nicht zuletzt die Sparkassen teuer zu stehen kommen. Der Sparkassenverband Niedersachsen (SVN) ist bisher mit 26,4 Prozent an der Nord/LB beteiligt. Wenn bei der Abwicklung der Nord/LB sehr hohe Beträge fällig würden (für Abschreibungen, Sozialpläne oder Pensionen), müsste dafür zuerst das Land Niedersachsen gerade stehen, in zweiter Linie aber der SVN – und damit mittelbar auch der Sparkassen-Haftungsverbund, der für seine niedersächsischen Sparkassen einspringen müsste.
Verlässliche Zahlen dazu gibt es offenbar nicht, in Sparkassenkreisen kursiert aber die Befürchtung, ein solches „worst case“-Szenario einer abzuwickelnden Nord/LB könnte die Sparkassenfamilie viel härter treffen als ein „Sonderopfer Nord/LB“. Offenbar fallen Anfang Februar dazu die wichtigen Entscheidungen.