Später Renteneintritt und Frauenerwerbstätigkeit gegen Fachkräftemangel
(rb) Hannover. Die wichtigsten Stellschrauben zur Bekämpfung des Fachkräftemangels sind nach Meinung des Niedersächsischen Industrie- und Handelskammertages (NIHK) ein späterer Renteneintritt, eine höhere Frauenerwerbstätigkeit und auch ein früherer Eintritt ins Arbeitsleben. Die NIHK-Hauptgeschäftsführerin, Dr. Susanne Schmitt, verwies am Mittwoch auf den aktuellen „Fokus Niedersachsen“, in dem eine Modellrechnung zur Erwerbspersonenzahl des Landesamtes für Statistik im Auftrag des NIHK enthalten ist, die diese Aussage belegt. Ohne Gegenmaßnahmen gäbe es in 15 Jahren in Niedersachsen rund 460 000 Erwerbspersonen weniger als heute. Allein mit einem späteren Renteneintritt und einer höheren Frauenerwerbstätigkeit könnte diese Lücke sogar um 14 Prozent überkompensiert werden, betonte der für die Volkswirtschaft zuständige NIHK-Sprecher, Frank Hesse. Mit einem früheren Einritt in die Erwerbstätigkeit könnten noch einmal zehn Prozent mehr Personen für den Arbeitsmarkt gewonnen werden. Durch die Kombination aller drei Maßnahmen gäbe es nach den Berechnungen des Landesamtes am Ende des kommenden Jahrzehnts sogar 108 000 Erwerbspersonen mehr als heute und nicht 458 000 weniger. Nicht mit einbezogen in diese Daten sind demnach die Potenziale einer gesteuerten Migration und Integration von Flüchtlingen, zumal diese auch nur schwer abzuschätzen seien, sagte Schmitt. Sie sieht allerdings in der mittelständischen Wirtschaft den Schlüssel für die Integration der Migranten, denn Integration gelinge vor allem über Arbeit. Die Forderungen an die dafür notwendigen Rahmenbedingungen blieben die Beschleunigung der Asylverfahren, die Förderung der sprachlichen Kompetenz, die frühzeitige Kompetenzerfassung und enge Begleitung der Flüchtlinge.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #194.