Schafhalter werfen der Politik Untätigkeit beim Schutz vor dem Wolf vor
Das Landvolk Niedersachsen und der Förderverein der Deutschen Schafhaltung haben noch einmal ihrer Forderung nach einem besseren Wolfsmanagement Nachdruck verliehen. Sie sind von der Sorge getrieben, dass Weidetierhaltung in Niedersachsen nicht länger möglich sein kann, wenn keine Begrenzung der Wolfspopulation vorgenommen werde. Die Schafhalter kritisieren, dass zwar die Entnahme des Rodewalder Wolfes vor nun fünf Monaten genehmigt wurde, aber noch immer nichts passiert sei. „Wenn das immer so lange dauert, wäre das katastrophal“, sagte Jörn Ehlers vom „Aktionsbündnis aktives Wolfsmanagement“. „Ich spreche dem Umweltminister zu, dass er den Willen hat, das Tier zu entnehmen. Aber die Politik muss sich auch fragen, ob sie alle nötigen Instrumente dazu hat.“
Die Schäfer und Weidetierhalter fordern deshalb erneut, dass der Wolf dem deutschen Jagdrecht unterstellt wird und in der sogenannten FFH-Richtlinie der EU von Anhang IV in Anhang V überführt wird. Dadurch würde ein Abschuss des Wolfes sehr viel einfacher werden. Wendelin Schmücker, Vorsitzender des Fördervereins der Deutschen Schafhalter, wirft Umweltminister Olaf Lies (SPD) aber vor, er hätte sich auf EU-Ebene noch nicht einmal darüber informiert, wie eine solche Überführung in der FFH-Richtlinie beantragt werden müsste. Im Mai hatte Lies angekündigt, die Hürden für den Abschuss eines Wolfes senken zu wollen. Lotta Cordes, Sprecherin des Umweltministeriums, widerspricht dieser Darstellung auf Rundblick-Anfrage und erklärt: „Natürlich hat sich der Minister bei seinem Besuch in Brüssel bei dem zuständigen Direktor über zahlreiche Fachthemen informiert.“ Einen entsprechenden Antrag müsse aber die Bundespolitik stellen.
Der Wolf gehört ganz klar in unser Land. Aber wir müssen dem Wolf beibringen, sich von Mensch und Weidetier fernzuhalten.
Der Zoologe und Wolfsgutachter Prof. Hans-Dieter Pfannenstiel unterstützt die Schafshalter mit ihrer Forderung. „Der Wolf gehört ganz klar in unser Land. Aber wir müssen dem Wolf beibringen, sich von Mensch und Weidetier fernzuhalten.“ Komplett eingezäunte Weiden, nächtliche Unterbringung in Ställen oder eine Bewachung durch Schäfer oder Herdenschutzhunde rund um die Uhr ist aus Sicht der Nutztierhalter weder finanziell noch praktisch leistbar. Deshalb solle endlich der sogenannte „günstige Erhaltungszustand“ festgestellt werden, also die erforderliche Mindestzahl von Wölfen, damit die Population gesichert ist. Wann diese Zahl erreicht ist, ließe sich aber nicht biologisch beantworten, sagte Prof. Pfannenstiel. Es gebe Studien, die von 440 Rudelplätzen in Deutschland ausgehen, andere von 1500. Dabei seien aber nur biologische Faktoren berücksichtigt. Prof. Pfannenstiel spricht sich aber dafür aus, dass ein gesellschaftlicher Konsens hergestellt werden müsse. Niedersachsens Schafhalter verweisen deshalb auf Schweden, wo die Zahl auf 300 Tiere begrenzt wurde. Dies habe man auch getan, um beispielsweisen dem indigenen Volk der Samen ihre Weidetierhaltung weiterhin zu ermöglichen. „Diesen Respekt wünsche ich mir für unsere Weidetierhalter auch“, sagte Ehlers.