Das Label „Politiknerd“ wurde ihm schon im Studium aufgedrückt. Inzwischen arbeitet er tief drin im politischen Betrieb Niedersachsens. In die erste Reihe drängt Johannes Düselder (24) dabei nicht. Er betrachtet das politische Treiben lieber durch den Sucher seiner Kamera.

Foto: privat

Johannes Düselder ist zwar seit einigen Jahren Mitglied der SPD. Ein Parteiamt hat er allerdings nicht und strebt es auch nicht an. Seinen Platz sieht er in der zweiten Reihe und fühlt sich dabei offensichtlich wohl. Aktuell arbeitet er für den Landtagsabgeordneten Philipp Meyn aus Lüneburg, wo Düselder selber auch herkommt. Doch bevor Meyn in den Landtag gekommen ist, war Düselder bereits dort. Seinen ersten politischen Job gab ihm 2019 die SPD-Landtagsabgeordnete Silke Lesemann, als sie eine Schwangerschaftsvertretung in ihrem Büro gesucht hat. 2020 wechselte er dann zu dem Bundestagsabgeordneten Matthias Miersch und übernahm für ihn die Koordination seiner Wahlkreisarbeit. Seit 2022 ist er nun bei Meyn angestellt, wird aber demnächst noch eine spannende neue Aufgabe zusätzlich übernehmen. Ab dem kommenden Monat wird Düselder offizieller Wahlkreisfotograf für SPD-Chef Lars Klingbeil.



Die Leidenschaft fürs Fotografieren ist bei Johannes Düselder ähnlich groß ausgeprägt wie die Leidenschaft für Politik. Für ihn ist das eine gewinnbringende Kombination – und für seine Chefs auch. Durch gute Fotos lasse sich Politik viel besser kommunizieren, ist sich Düselder sicher. Das klassische Gruppenfoto, das jeder kennt und niemand mag, drückt schließlich nicht aus, wie die Stimmung auf einem Termin wirklich war. Düselder möchte mit seinen Fotos genau diese Stimmung einfangen und transportieren. Als Fotograf ist er deshalb im Nebenberuf auch für die Landespartei zuständig, hat kürzlich Fotos des Landesvorsitzenden Stephan Weil beim CSD Hannover oder dem SPD-Sommerfest geschossen.

Politisch geprägt hat ihn in frühen Jahren schon sein Vater, berichtet Johannes Düselder im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. Vater und Sohn waren gemeinsam auf der IGS Lüneburg, der eine als Lehrer, der andere als Schüler. Nach Schulschluss sei dann viel über Politik diskutiert worden. Daraus erwuchs dann auch sein Engagement in der Schülervertretung, das er noch bis zum Tag vor seiner Abi-Entlassung fortgeführt hat. Vier Jahre lang hatte er sich zu dieser Zeit dafür eingesetzt, dass die Schüler auch im Supermarkt nebenan einkaufen dürfen. Als er sich mit seiner Forderung durchgesetzt hat, profitierte er selber zwar nicht mehr davon, aber er hat gelernt, wie man Politik macht: „Mit Geduld und Ideenreichtum kann man ein Problem lösen“, sagt er. Und wenn man zusammenarbeitet. Das sei für ihn der Grund gewesen, zur SPD zu gehen, der sein Vater auch schon angehörte. Die Sozialdemokraten verkörperten für ihn Zusammenhalt, Solidarität und: „Freiheit, aber anders als bei der FDP.“



Sein politisches Engagement setzte Johannes Düselder noch während des Studiums an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) fort. Im Asta engagierte er sich während der Corona-Zeit dafür, dass gerade die Chor-Studenten noch so lange wie möglich in Präsenz unterrichtet werden konnten. Damals tauften ihn seine Mitstreiter „Politiknerd“. Er selbst habe fünf der sechs Semester seines Medienmanagement-Studiums virtuell zugebracht.

Ein anderes Ereignis hat derweil seine Leidenschaft für politische Kampagnen geweckt, und zwar die Kandidatur von Martin Schulz und das daraus entstandene Buch „Schulz-Story“ von Markus Feldenkirchen. Was er in dem Buch nachlesen konnte, durfte Johannes Düselder wenig später in kleinerem Format selbst erleben: Wahlkampf. Gemeinsam mit dem heutigen Landtagsabgeordneten Philipp Meyn entwickelte er die Kampagne und den Hashtag #meynKandidat, die sich, wie Düselder berichtet, auf spannende Weise verselbständigt habe. „Der Hashtag hat gut funktioniert, weil er zum Spielen eingeladen hat.“ So gab es bald auch #meynFreund oder #meynLandei. „Das war nicht geplant, aber es hat geklappt.“


Fast jede Woche stellt die Rundblick-Redaktion im kostenlosen Sonntagsnewsletter die „Politiknerds“ aus Niedersachsen vor. Ihre politischen Ziele mögen sich unterscheiden, aber was sie verbindet, ist die Leidenschaft für Politik. Noch sind sie keine Polit-Promis – aber ohne die Engagierten an der Parteibasis, im Verein oder anderswo wäre unser politisches System deutlich ärmer. Hier geht’s zur Übersicht