…eine Frau, die schon nicht mehr aktive Politikerin ist, es aber bald wieder werden könnte: die frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Viola von Cramon-Taubadel aus Göttingen.

Ziemlich überraschend war diese Woche die Nachricht, dass die Europaabgeordnete der Grünen aus Lüchow-Dannenberg, Rebecca Harms, im Mai 2019 nicht wieder für das EU-Parlament kandidieren will. Harms, Rundblick-Politikerin der Woche am 9. Juni, zieht sich nach 14 Jahren aus der europäischen Politik zurück – und hinterlässt eine ziemlich große Lücke. Denn die 61-Jährige ist als engagierte Streiterin für Menschenrechte, vor allem für die Belange der  Osteuropäer gegenüber dem mächtigen Russland, international bekannt und geachtet. Das Besondere an ihrem Rückzug ist nun, dass sie gleich eine potenzielle Nachfolgerin aufzubieten hat.

Im Gespräch für eine Niedersächsin, die auf der Grünen-Bundesliste zur Europawahl einen vorderen Platz bekommen könnte, ist die ehemalige Bundestagsabgeordnete Viola von Cramon-Taubadel aus Göttingen – neben Jürgen Trittin und Stefan Wenzel der dritte profilierte Grünen-Politiker aus dieser Region. Harms wirbt für die 48-Jährige als ihre Nachfolgerin, wohlwissend, dass der traditionell eher links-dominierte Grünen-Landesverband dem nicht unbedingt folgen dürfte. Von Cramon-Taubadel zählt nämlich zu den Realos, wie auch Harms, und Realos hatten es schon vor der letzten Bundestags- und der letzten Landtagswahl im niedersächsischen Landesverband nicht leicht.

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Gut möglich also, dass der Landesparteitag im Oktober keine Empfehlung abgeben wird, bevor eine Bundesdelegiertenversammlung im November die Europaliste aufstellt. Trotzdem spricht viel für eine Europakarriere von Viola von Cramon-Taubadel, vor allem ihr Lebensweg: Anfang der neunziger Jahre war sie Erasmus-Stipendiatin in England, es folgten ein Studienaufenthalt in Russland und in Estland, 1996 wurde sie Assistentin im wirtschaftspolitischen Beratungsprojekt der Bundesregierung in Kiew (Ukraine). Ein Jahr später schloss sie ihr Studium der Agrarökonomie ab, zwischen 1993 und 1999 war sie Lektorin bei Agrar-Europe, später war sie für Projekte in Mittel- und Osteuropa aktiv – und besuchte Vorlesungen in New York. Internationaler und europapolitischer kann man sich kaum bilden. Zwischen 2009 und 2013 gehörte sie dem Bundestag an,  2014 kandidierte sie für das Amt des Bürgermeisters in Duderstadt – und errreichte in der CDU-Hochburg immerhin 39,9 Prozent. Die Frau gibt also genügend Anlass für die Erwartung, dass man von ihr noch einiges hören wird. Herzlichen Glückwunsch zur Politikerin der Woche!