Politiker-Hack: Auch niedersächsische Abgeordnete betroffen
Unbekannte haben Hunderte deutsche Politiker gehackt und massenweise Daten auf Twitter veröffentlicht, teilweise mit sehr privatem Inhalt. Nun ist bekannt, dass auch niedersächsische Politiker von dem Hackangriff betroffen waren. Sowohl von Ministerpräsident Stephan Weil wie auch den Minister Boris Pistorius, Bernd Althusmann und Olaf Lies sowie Landtagspräsidentin Gabriele Andretta sind nach ersten Erkenntnissen Daten gestohlen worden.
Aktuellen Angaben sowohl des Landtags als auch des Innenministeriums zufolge sind sechs Mitglieder der Landesregierung und 53 Landtagsabgeordnete von dem Hackerangriff betroffen. Die Zahlen könnten sich aber noch erhöhen. Es seien überwiegend zum Teil überholte Adressangaben, Telefonnummern und E-Mailadressen veröffentlicht worden, teilte der Landtag mit. „In einzelnen Fällen sind aber auch private Fotos, Videos oder Chatverläufe aus sozialen Netzwerken offengelegt worden“, heißt es. Es seien Abgeordnete mehrerer Fraktionen, insbesondere Mitglieder der SPD-Fraktion betroffen, darunter Fraktionsvize Christos Pantazis und die Abgeordnete Immacolata Glosemeyer.
Laut niedersächsischem Innenministerium wertet das Landeskriminalamt gerade Spuren aus. Eine abschließende Auswertung werde wegen des Umfangs der Daten noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Erkenntnisse hinsichtlich der Verfasser der veröffentlichten Listen oder der Motivlage gebe es bei den niedersächsischen Sicherheitsbehörden bisher nicht. Innenminister Boris Pistorius sagte, die Tat sei ein erheblicher Eingriff in die Privatsphäre und die Grundrechte verschiedener Personen.“ Von ihm selbst seien lediglich wenige, teils auch nicht mehr aktuelle Daten veröffentlicht worden, die sich offenbar in den Kontaktdatenbanken der gehackten Personen befunden haben müssen. Sein privater oder dienstlicher E-Mail-Account oder Internetzugang sei nicht gehackt worden.
Die niedersächsischen Politiker befinden sich unter hunderten weiterer deutscher Bundes- und Landespolitiker, deren teils geschützte Daten offenbar schon seit Dezember vergangenen Jahres verbreitet worden sind. Anzeichen, dass das Landesdatennetz angezapft worden sei, gibt es einer Sprecherin der Innenministeriums zufolge nicht.
Vor gut drei Jahren hatte die Veröffentlichung von Namen, Adressen und Telefonnummern von AfD-Mitgliedern, die sich für den Bundesdelegiertentag in Stuttgart angemeldet hatten, für Aufregung gesorgt. Eine linksradikale Internet-Seite hatte die Daten gesammelt und verbreitet, teilweise verbunden mit Aufrufen, sich bei den Genannten zu melden. In Journalistenkreisen hatte daraufhin eine intensive Diskussion darüber eingesetzt, ob man derartige Angaben für journalistische Zwecke nutzen dürfe oder nicht. Die überwiegend in den Medien seinerzeit vertretene Meinung lautete, man solle derartige Daten nicht verwenden.
Für die Grünen-Fraktionsvorsitzende Anja Piel ist die aktuelle Veröffentlichung von Daten in diesem Umfang ein Versuch, die Demokratie und auch das Vertrauen in Politiker zu destabilisieren. Man dürfe sich davon nicht einschüchtern lassen, warnte Piel. Der Vorgang zeige auch einmal mehr, wie wichtig die IT-Sicherheit generell sei. Die Landtags-Grünen beantragten heute eine Unterrichtung des Innenausschusses .