Egon Krenz, Nachfolger von Erich Honecker als Generalsekretär der SED und Staatsratsvorsitzender der DDR, löst derzeit unbeabsichtigt einen heftigen politischen Disput in Helmstedt aus. Zunächst war der 79-Jährige als Teilnehmer einer Podiumsdiskussion bei den „Helmstedter Universitätstagen“ vorgesehen. Krenz sollte am 17. September über das Thema „das Jahrhundert der Parallelbiographien“ diskutieren – und zwar mit dem früheren Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin, Hans-Otto Bräutigam. Als das vor wenigen Tagen bekannt wurde, protestierte der ehemalige Bürgermeister von Helmstedts Nachbargemeinde Beendorf in Sachsen-Anhalt, Karl-Heinz Friedrichs. Krenz sei mitverantwortlich für den Schießbefehl an der früheren innerdeutschen Grenze und solle ausgeladen werden, sagte Friedrichs in der Braunschweiger Zeitung. Inzwischen hat Krenz, wie Helmstedts Bürgermeister Wittich Schobert (CDU) dem Rundblick sagte, seine Teilnahme in Helmstedt abgesagt. Schobert sagt, er finde das schade, denn bei aller Kritik an Krenz müsse man doch zugestehen, dass dieser für seine Rolle in der DDR verurteilt worden sei und seine Strafe abgesessen habe. „Es hätte nicht sein müssen, dass Krenz nach der Kritik von Friedrichs seine Teilnahme zurückzieht“, fügte Schobert hinzu, „ich bedaure das“.