Niedersachsen stemmt sich mit Aktionsplan gegen den Fachkräftemangel
Mehr Fachkräfte aus dem Ausland, mehr Industrie 4.0-Ausbildung an Berufsschulen und mehr berufliche Orientierung an Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen: das sind einige Punkte, mit denen die Landesregierung den grassierenden Fachkräftemangel bekämpfen will. In Hannover trafen sich dazu am Montag die Vertreter der Fachkräfteinitiative Niedersachsen. Darin sind neben der Landesregierung unter anderem auch Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften und kommunale Spitzenverbände aktiv.
Der Fachkräftesicherung sei das größte konjunkturelle Risiko des Landes, sagte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann. Mit dem von der Initiative beschlossenen Aktionsplan habe man in Niedersachsen deutlich gemacht, was man als Bundesland auf den Weg bringen könne. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte, es müsse darum gehen, an den Schulen noch stärker publik zu machen, welche großen Chancen sich für junge Menschen im Bereich der beruflichen Bildung ergäben. Das Landtag habe dafür die Zahl der Praktikumstage von zehn auf 25 erhöht. „An allen Schulen wird es dazu Beauftrage für berufliche Orientierung geben. Dieser Ansprechpartner soll die Bemühungen und Ideen koordinieren“, ergänzte Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Man habe bei den 25 Praktikumstagen mit Absicht inhaltlich einen großen Spielraum gelassen. „Wir glauben, dass es von Schule zu Schule sehr unterschiedliche Angebote geben wird, je nachdem, in welcher Ecke des Landes man ist.“
Laut Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Verbands Niedersachsenmetall, ist der Aktionsplan dringend notwendig. 71 Prozent der Industriebetriebe hätten inzwischen Probleme, freiwerdende Stellen nach zu besetzen. Fast ein Drittel müsse bereits die Produktion einschränken, weil es an Arbeitskräften mangele. „Der Fachkräftemangel ist damit keine theoretische Bedrohung mehr, sondern ein ganz konkretes Problem. Die Landesregierung legt daher den Finger an der richtigen Stelle in die Wunde“, sagte Schmidt. Besonders zu begrüßen sei der Plan sogenannter „Smart Factory Models“ an Berufsschulen, mit denen die Schüler die Arbeit in der Industrie 4.0 kennenlernen sollen. Gerade an den Berufsschulen sei der Handlungsdruck enorm. „Mit Blick auf die Digitalisierung können wir es uns nicht länger erlauben, die Berufsschulen stiefmütterlich zu behandeln.“