In Niedersachsen soll in den kommenden Jahren ein Liniennetz mit Schnellbussen entstehen. Wirtschaftsminister Olaf Lies hat ein entsprechendes Förderprogramm vorgestellt. Das Land will dafür bis zu zehn Millionen Euro im Jahr zur Verfügung stellen. Mit den neuen Schnellbussen soll es vor allem bessere Verbindungen zwischen den Mittelzentren geben – vor allem dort, wo es an entsprechenden Bahnverbindungen fehlt.

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„Das Ziel ist eine flächendeckende hohe Qualität im Öffentlichen Personennahverkehr“, sagte Lies gestern in Hannover. Er ist zuversichtlich, dass in den kommenden drei Jahren 15 neue Schnellbuslinien entstehen können. Die erste könnte bereits im Mai auf den Weg gebracht werden – ab dann pendelt voraussichtlich ein Bus zwischen Westerstede und Oldenburg. Konkreten Überlegungen gibt es dem Ministerium zufolge zum Beispiel für die Strecken Duderstadt-Göttingen und Helmstedt-Wolfsburg. In einer Studie waren zuvor 35 potenzielle Schnellbus-Strecken in Niedersachsen untersucht worden. Dabei wurde unter anderem untersucht, mit wie vielen Fahrgästen auf den Linien zu rechnen wäre.

Landkreise, Zweckverbände und die Region Hannover können aber sofort Förderanträge beim Land stellen. Die neuen Linien dürfen bereits bestehenden Nahverkehrsangeboten keine Konkurrenz machen. Sie müssen zugleich bestimmte Standards erfüllen. Dazu gehört der Verkehr im Stundentakt, ein Einsatz an Wochentagen von 6 bis 23 Uhr und eine im Vergleich zum normalen Busverkehr etwa doppelt so schnelle Verbindung. Die Busse müssen mit einer Klimaanlage ausgestattet sei und über einen WLAN-Anschluss verfügen. „Der öffentliche Nahverkehr bekommt sowohl auf der Schiene als auch auf der Straße einen immer größeren Stellenwert. Die Aufgabenträger können in Zukunft die verschiedenen Angebote besser miteinander verzahnen“, sagte Lies. Der Wirtschaftsminister erwartet in den kommenden Jahren deutlich mehr und bessere Angebote im Bereich des Nahverkehrs und hofft auch auf eine größere Akzeptanz seitens der Kunden.

Der Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Landtagkreistages, Hubert Meyer, hält die neuen Schnellbusse für einen vernünftigen Ansatz. „Der Schnellbus kann punktuell einen deutlichen Fortschritt bringen. Es ist eine weitere Säule, den Nahverkehr in der Fläche zu stärken“, sagte Meyer im Gespräch mit dem Rundblick. Die privaten Busbetreiber begrüßen, dass das Land zusätzliche Mittel für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zur Verfügung stellt. Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) mahnte aber zugleich, dass es keinen Kannibalisierungseffekt mit bereits bestehenden eigenwirtschaftliche Verkehren geben dürfe. Zudem sei noch längst nicht sicher, ob die Kunden die neuen Buslinien auch annehmen würden.

Der Wirtschaftsminister teilte gestern auch mit, dass das Land den ÖPNV in diesem Jahr mit insgesamt 133 Millionen Euro fördern wird. Das Land investiert Geld in mehr als 260 Einzelprojekte. Allein 23 Millionen Euro an Fördergeldern fließen in fast 230 neue Omnibusse. Das größte Einzelprojekt ist der Kauf von fast 50 Stadtbahnwagen des hannoverschen Verkehrsbetreibers Üstra. Das Land fördert den Kauf mit fast 64 Millionen Euro. Fast 12 Millionen investiert das Land in eine Grunderneuerung des Busbetriebshofes Lindenberg in Braunschweig, mit 2,4 Millionen unterstützt das Land Baumaßnahmen am Bahnhof Verden.