… kommt gebürtig aus Süddeutschland, man merkt es ihm an der Aussprache an. Er ist auch einer, der mehr im Hintergrund wirkt als öffentlich auftritt – und er hat den Ruf des Reformers. Vor ihm steht eine gewaltige Aufgabe, um die ihn niemand beneidet. Nun wird die Zeit für ihn knapp, aber er lässt sich das kaum anmerken.

Der Niedersachse der Woche heißt…

…Thomas Bürkle, ist Vorstandsvorsitzender der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB) und damit eine zentrale Figur bei der Suche der Bank nach einer Stärkung der Eigenkapitalbasis.

Zu den bekannten Figuren in der politischen Szene in Niedersachsen zählt Thomas Bürkle nicht. Der hochgewachsene, kahlköpfige und immer etwas zurückhaltend wirkende Manager sucht nicht das Licht der Öffentlichkeit. Das unterscheidet ihn von seinem Vorgänger Gunter Dunkel, der gern mal mit einem lockeren Spruch auffiel und aneckte, durchaus. Bürkle hat den Ruf des kühlen Strategen – und auch des Managers. Vor gut zwei Jahren, Anfang Januar 2017, hat er die Führung der Bank übernommen. Seither steht der Sanierungskurs ganz oben auf seiner Aufgabenliste. Das geht über Personalabbau, Ordnung der Geschäftsfelder, Abbau von Doppelstrukturen und auch Bereinigung der „faulen“ Schiffskredite.

Das Jahr 2018 wird wohl für die Nord/LB mit einem satten Verlust abschließen, aber das ist im Grunde eine erwartete Nachricht. Auf der anderen Seite gibt es Anzeichen, dass es der Bank unter Bürkles Verantwortung gelingen kann, sämtlichen anrüchigen Schiffskredite abzustoßen, man ist dazu seit Wochen in engen Verhandlungen mit einem Investor. Aber das heißt dann auch konkret: Je weniger diese Altlasten die Bilanz der Bank trüben, desto größer sind die Abschreibungen – und das wirkt sich negativ aus auf die Gesamtsituation der Nord/LB. Im Idealfall wird das dann aufgefangen durch Investoren, die einspringen und zur nötigen Eigenkapitalstärkung der Nord/LB beitragen. Soll man sich nun zu diesem Zweck mit den umstrittenen Finanzinvestoren aus den USA einlassen?

Es besteht immerhin die Sorge, diese Partner könnten der Bank mittelfristig eher schaden – zumal niemand recht weiß, zu welchem strategischen Zweck eine solche Kooperation unternommen wird. Oder geht es am Ende nur darum, dass die Investoren eine möglichst große Rendite einkassieren wollen? Die Alternativlösung, ein Verbund der Nord/LB mit der Landesbank Helaba in Hessen-Thüringen oder mit der Landesbank in Baden-Württemberg, will nicht recht gelingen. Bisher liegen hierfür keine Angebote vor.

Seit 2014 Vorstandsmitglied der Nord/LB

Der sichtbare Akteur in diesen Debatten ist Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers, der Aufsichtsratschef der Nord/LB. Daneben bleibt Bürkle als eigentlicher Nord/LB-Chef unauffällig, ja sogar oft unerkannt. Dabei hat er auf die Geschicke der Verhandlungen mindestens so viel Einfluss wie der Vorsitzende des Aufsichtsrates. Bürkle wurde 1953 in Freiburg/Breisgau geboren, studierte Volkswirtschaftslehre und startete als Branchenanalyst bei der Berliner Bank. 1982 ging er für verschiedene Unternehmen nach Thailand, kehrte dann fünf Jahre später nach Berlin zurück, kümmerte sich wieder um das Asien-Geschäft, wurde 1998 Vorstandsmitglied einer Bank in Prag und ging 2002 zur Nord/LB, für die er zunächst in Litauen in führender Funktion tätig wurde. 2006 wechselte er für die Nord/LB nach New York, drei Jahre später nach Kopenhagen, bald darauf wieder nach Hannover. Seit Anfang 2014 ist er Vorstandsmitglied der Nord/LB. Man kennt ihn als kühlen Kopf, sachlichen Strategen und jemanden, der nicht so schnell aus der Haut fährt. Genau das hat die Nord/LB in diesen für sie so schwierigen Zeiten auch nötig. Ob es am Ende hilft auf der Suche nach einer möglichst guten Lösung, ist eine andere Frage.