Drei Öko-Modellregionen sollen dazu beitragen, dass in Niedersachsen der Anteil von Öko-Betrieben in der Landwirtschaft erhöht wird. Die Landesregierung hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, diesen Anteil bis 2025 zu verdoppeln: von derzeit etwa fünf auf dann zehn Prozent. Im bundesweiten Vergleich steht Niedersachsen aktuell nicht gut da, denn im gesamten Bundesgebiet produzieren rund zwölf Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe nach Bio-Standard.

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Die Bundesregierung verfolgt derweil das Ziel, diesen Anteil bis 2030 auf 20 Prozent zu erhöhen. Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) hat gestern nun die Modellregionen Goslar, Holzminden und Uelzen ausgezeichnet und damit symbolisch den Startschuss für den Ausbau des Ökolandbaus gegeben.

Die drei Projektträger (die Landkreise Goslar und Holzminden sowie die Bezirksstelle Uelzen der Landwirtschaftskammer), die sich in einem Wettbewerb durchgesetzt haben, erhalten über drei Jahre jeweils 60.000 Euro pro Jahr vom Land. Ziel sei es nicht nur, die landwirtschaftliche Produktion mit diesem Geld zu fördern, sondern tragfähige Netzwerke zu etablieren. So sollen auch die Bereiche Verarbeitung, Vermarktung und Gemeinschaftsverpflegung in einem Gesamtkonzept miteinander verbunden werden, wie die Ministerin vor rund 60 Gästen in ihrem Haus erläuterte. „Der Bio-Umsatz boomt weiterhin“, sagte Otte-Kinast. In Deutschland sei 2018 insgesamt ein Marktvolumen von fast elf Milliarden Euro umgesetzt worden. „Der Bio-Markt wächst, nimmt aber leider die regionalen Betriebe und Unternehmen oftmals nicht mit.“

87 Prozent der Bio-Tomaten sind importiert

Diesen Befund teilt auch Katrin Zander, Verbraucherforscherin am Thünen-Institut in Braunschweig. Obwohl die Nachfrage nach Bio-Produkten das hiesige Angebot übersteigt, würde die heimische Produktion sich diesem Trend nicht entsprechend anpassen. Dementsprechend hoch liegt die Importrate bei zahlreichen Bio-Produkten, die durchaus auch hierzulande produziert werden könnten, so Zander. Der Importanteil von Bio-Getreide lag 2017 bei 26 Prozent und bei Proteinpflanzen bei 51 Prozent. Beim Gemüse sind die Spitzenreiter zu finden: 87 Prozent der Bio-Tomaten, 82 Prozent der Bio-Gurken und 81 Prozent der Bio-Zucchini werden importiert.

Regionale Produkte seien aber auch sehr nachgefragt, berichtet die Wissenschaftlerin. Oftmals erkenne der Verbraucher aber gar nicht, wo ein Produkt herkommt. Und wenn er die Wahl hätte zwischen einem Bio-Produkt oder einem regional produzierten, würde er im Zweifel die regionalen Produkte bevorzugen.

Warum aber kommt die Nachfrage nach Bio-Produkten nicht bei den Landwirten hierzulande an? Zander erklärt, dass offensichtlich die Hemmnisse größer sind als der Nachfragesog. Folglich müsse also entweder der Nachfragesog vergrößert oder aber die Hemmschwelle abgesenkt werden. Erreicht werden könne das, indem partnerschaftliche Kooperationen etabliert werden und vor Ort die Kommunikationskultur verbessert wird.

Außerdem sei es wichtig, die Verbraucher besser zu informieren. Es herrsche eine große Unsicherheit und auch Unwissenheit über die Herstellungsmethoden und die Herkunft von Lebensmitteln. Deshalb brauche es eindeutige Kennzeichnungen sowohl für Bio- wie auch für regionale Produkte, sonst werde sich auch der höhere Preis nie durchsetzen. Darin sieht Zander nun das Potential der Öko-Modellregionen, die vor allem auch Zusammenhänge sichtbar machen können. Als „richtigen und wichtigen Schritt“ bezeichnet sie diese und mahnt aber auch, dass die Verbraucher unbedingt einbezogen werden müssen.


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Sehr viel weiter als Niedersachsen ist derweil schon Bayern. Dort sind bereits in drei Wettbewerbsrunden Öko-Modellregionen ausgewählt worden. Zuletzt hatte wohl der Volksentscheid zum Bienenschutz das Thema sogar derart befeuert, dass nun insgesamt 27 Modellregionen aktiv sind, die etwa 29 Prozent der Landesfläche ausmachen. Der Freistaat hatte sich schon 2013 das Ziel gesetzt, die Zahl der Öko-Betriebe bis 2020 zu verdoppeln – was man bis zum Ende des Jahres vielleicht auch noch schaffen werde, berichtete Katharina Niemeyer von der Bayerischen Verwaltung für ländliche Entwicklung.

Das Erfolgsrezept des bayerischen Modells sei es, dass der Mensch in den Mittelpunkt gestellt werde. Träger sind jeweils die Kommunen oder Landkreise, die es sich zur Aufgabe machten, die handelnden Akteure zusammenzubringen. Auch hier liege das Problem häufig nicht in der fachlichen Expertise, sondern im Zwischenmenschlichen.