Die geplante Ausnahme von US-Strafzöllen für Unternehmen in der EU sorgt in der Stahl- und Aluminiumindustrie nur für ein leichtes Aufatmen. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall, spricht zwar von guten Nachrichten für die Stahl- und Aluminiumindustrie in Niedersachsen mit ihren rund 14.000 Beschäftigten. Dennoch bleibe es allenfalls ein Teilerfolg.

„Schwerwiegender bleiben die indirekten Effekte. Zum einen drohen Marktverschiebungen: sollten ab morgen die Strafzölle gegen die großen Produzenten in Fernost in Kraft treten, werden sich Stahl und Aluminium von dort neue Märkte suchen. Das kann erheblichen Druck auf die Preise in Europa und damit auch auf unsere Produzenten auslösen“, sagt Schmidt. Zum anderen drohe weiter eine Eskalation zwischen den großen Handelsmächten China und USA. „Und solche Auseinandersetzungen kennen am Ende nur Verlierer“, warnt er.


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Auch von der Wirtschaftsvereinigung Metalle in Berlin heißt es, die EU-Ausnahmen lösten das Problem nicht. Franziska Erdle, Hauptgeschäftsführerin des Verbands, befürchtet ebenfalls massive Umleitungseffekte. „Circa 320.000 Tonnen Aluminiumexporte könnten im kommenden Jahr alleine aus China und Russland in Richtung USA wegbrechen. 20 bis 25 Prozent dieser Mengen könnten auf den europäischen Markt umgeleitet werden“, schätzt Erdle. Ihrer Meinung nach sollte die EU die Aluminiumimporte auf dem Niveau der letzten drei bis fünf Jahre mitteln und einfrieren.

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Für die Stahlindustrie ist es ebenso noch zu früh, Entwarnung zu geben. „Große Teile des US-Stahlmarktes werden abgeschottet. Dadurch drohen weiterhin Umlenkungen der US-Importe auf den offenen EU-Markt“, schreibt das Stahl-Zentrum aus Düsseldorf auf unserer Facebook-Seite. „Die EU sollte zügig Maßnahmen ergreifen, die eine drohende Handelsumlenkung verhindert.“

https://soundcloud.com/user-385595761/stahlgipfel-in-hannover-es-gibt-sorgen-aber-keine-panik

Der US-Handelsbeauftragte hatte gestern mitgeteilt, dass die EU-Staaten vorerst von US-Strafzöllen auf Stahl und Aluminium verschont bleiben sollen. Die Ausnahme gelten nach einer Entscheidung von US-Präsident Donald Trump auch für Argentinien, Brasilien, Australien und Südkorea.