Lüneburger VWL-Professor weist nach: Energiesteuer ist derzeit sozial ungerecht
Mario Mechtel, VWL-Professor an der Leuphana Universität Lüneburg, hat in einer Studie nachgewiesen, dass die aktuelle Energiesteuer sozial ungerecht ist. Zusammen mit zwei Kollegen vom Fraunhofer Institut für Angewandte Informationstechnik erforschte Mechtel, welche Einkommensgruppen von einem CO2-Preis besonders betroffen sind. Das Ergebnis: Die Energiesteuer belastet derzeit untere Einkommensgruppen leicht überproportional. Laut den Wissenschaftlern liegt das daran, dass ein Liter Benzin höher besteuert wird als ein Liter Diesel. Während benzinbetriebene Autos in den unteren Einkommensgruppen weiter verbreitet sind, seien Dieselfahrzeuge bei den höheren Einkommensgruppen besonders häufig zu finden. Das ergab eine Auswertung von 150.000 Haushalten mit mehr als 216.000 Autos.
VWL-Professor schlägt Besteuerung abhängig vom CO2-Ausstoß vor
„Unsere Untersuchungsergebnisse zeigen, dass auch eine recht starke Erhöhung des CO2-Preises nicht zu einer überproportionalen Belastung der Bezieher niedrigerer Einkommen führen müsste“, sagt Prof. Mechtel. Er schlägt eine Besteuerung nach CO2-Ausstoß vor – unabhängig von der Verbrennung von Benzin oder Diesel. „Da Dieselkraftstoff bei der Verbrennung eine größere Menge des klimaschädlichen Gases freisetzt, würde dieser Ansatz dazu führen, dass die bisherige Besserstellung des Dieselkraftstoffs entfiele und die Belastung sich besser verteilte“, erläutert Mechtel. Sein Forschungsteam hat ausgerechnet: Bei gleichem Steueraufkommen würde eine solche Reform dazu führen, dass die Haushalte mit den unteren 60 Prozent der Einkommen im Durchschnitt entlastet werden.
Dieser Artikel erschien am 18.10.2022 in der Ausgabe #183.
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