Landtagspräsidentin Hanna Naber (2.v.l.) eröffnet mit Initiatoren eine neue Ausstellung. | Foto: Kleinwächter

Hanna Naber, Landtagspräsidentin, hat am Montagabend eine neue Ausstellung in der Portikushalle des Parlaments eröffnet. Noch bis zum 5. September gastiert dort die Wanderausstellung „gefährdet leben. Queere Menschen 1933 bis 1945“, die vor einigen Jahren von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld entwickelt und unter anderem vom Deutschen Bundestag gefördert worden ist. Thematisiert wird darin der Leidensweg queerer Menschen im Nationalsozialismus. In den Landtag gebracht wurde sie nun vom Queeren Netzwerk Niedersachsen (QNN). Naber berichtete in ihrer Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung, wie sie gelernt habe, dass sich die erste Schwulenkneipe im Nachkriegs-Hannover in der Brandruine des Leineschlosses befunden haben soll – etwa an jener Stelle, an der man nun den Mutter-Vater-Kind-Raum des Landtags findet. Thomas Rahe, ehemaliger stellvertretender Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen, führte in seinem Gast-Vortrag aus, wieso es so schwer sei, Zeugnisse des Leids der verfolgten Homosexuellen ausfindig zu machen. Dies habe nicht zuletzt damit zu tun, dass Homosexuelle auch im Nachkriegsdeutschland noch lange nicht anerkannt, sondern sogar weiterhin „systematisch verfolgt“ worden seien. Anders als andere KZ-Insassen hätten sie und ihre Angehörigen es tunlichst vermieden, von ihrer Inhaftierung zu berichten, um eine erneute Ausgrenzung zu verhindern. Auch während des KZ-Aufenthalts, den viele Homosexuelle ohnehin nicht überlebten, rangierten sie am unteren Ende der Hierarchie. Verständnis von Mithäftlingen hatten sie, die man als „Volksschädlinge“ eingeordnet hatte, keines zu erwarten. Aufstiegsmöglichkeiten, die etwa politische Verfolgte hatten, wurden ihnen verwehrt. Laut Rahe lag die Sterberate der Homosexuellen in den Konzentrationslagern bei 60 Prozent, was der größte Anteil unter den nicht-rassisch Verfolgten sei. Das habe auch mit der hohen Suizidrate zu tun. Homosexuelle Häftlinge bissen sich sogar die Pulsadern der gefesselten Hände auf, um Schikane und Verhören zu entgehen, berichtete Rahe. In Niedersachsen wurden Homosexuelle wohl vorrangig in den Emslandlagern interniert. Dort habe es Häftlinge aus Berlin aber auch aus Celle, Emden, Goslar oder Hildesheim gegeben.