Nach erneut erheblichen Verlusten im zurückliegenden Jahr wollen die niedersächsischen Landesforsten ihre Finanzierung künftig auf eine breitere Grundlage stellen. Wegen der stärkeren Aufforstungen und des eingebrochenen Holzmarktes habe der Forstbetrieb ein Defizit von 27 Millionen Euro eingefahren, berichtete Landesforsten-Präsident Klaus Merker gestern in Braunschweig. Deshalb setzt das öffentliche Unternehmen nun darauf, auch aus anderen, bislang kostenlosen Leistungen des Waldes Einnahmen zu generieren. Der Wert der Wälder gehe weit über Holz hinaus, sagte Merker. Etwa als CO2-Senke für den Klimaschutz, für die Artenvielfalt, für die Grundwasserbildung und als Erholungsgebiet leisteten die Wälder eine Menge für die Gesellschaft.

Breit aufgestellte Finanzgrundlage: Landesforsten-Präsident will in die Klimaschutzleistung des Waldes in des Emissionshandel einbinden – Foto: Landesforsten Nds; nkw

Der Präsident der niedersächsischen Landesforsten fordert daher nun konkret, die Ökosystemleistung der Wälder ihrem Wert entsprechend zu honorieren – die Forstwirtschaft soll dazu aktiv in den Emissionshandel eingebunden werden. „Ein Hektar Wald bindet pro Jahr etwa zehn Tonnen Kohlenstoffdioxid, die von der Volkswirtschaft anderswo ausgestoßen wurden. Würde diese Klimaschutzleistung der Wälder mit dem im Klimaschutzgesetz der Bundesregierung festgelegten Preis honoriert, würden wir nicht über ein Defizit sprechen.“ Momentan liegt der Einstiegspreis pro Tonne CO2 bei 25 Euro, in den kommenden Jahren soll dieser immer weiter erhöht werden, um die Kosten für den Ausstoß klimaschädlicher Gase in die Höhe zu treiben.


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Bereits im Vorjahr hatte das öffentliche Unternehmen einen Verlust von 5,9 Millionen Euro zu beklagen. Grund dafür waren die Extremwetter seit 2017 in Kombination mit dem erheblichen Borkenkäferbefall der vergangenen Jahre. Die Entnahme zahlreicher befallener Bäume sei die einzige Chance gewesen, die Ausbreitung der Population einzudämmen, erläuterte Merker im Rundblick-Gespräch. Es habe den Vorwurf gegeben, die Forstleute würden nun extra viel ernten, um überhaupt noch etwas vermarkten zu können, berichtete der Landesforsten-Präsident. Doch das sei Unsinn, schließlich könnten zurzeit mit dem Verkauf von Holz kaum noch Einnahmen erzielt werden.

Die Landesforsten wollen nun den Blick nach vorn richten und die Mammutaufgabe der Wiederaufforstung in den Fokus nehmen. Rund 10.000 Hektar Waldfläche seien im Gebiet der Landesforsten geschädigt. Diese wieder zu bewalden sei ein Programm für mehrere Jahre, sagte Merker. „Wir schaffen 2000 Hektar pro Jahr, also brauchen wir fünf Jahre, um die bisherigen Schäden zu bewältigen“, erläuterte er. Der Prozess im Wald gehe jedoch weiter, weshalb der Landesforsten-Präsident darin schon eine Daueraufgabe erkennt. Das seit 1991 verfolgte „Löwe“-Förderkonzept des Landes, das eine sukzessive Durchmischung der einstmals starken Nadelwaldpopulationen vorsieht, erweise sich derweil als großer Erfolg. Im gesamten Gebiet des Landeswaldes seien in den vergangenen Jahren bereits Buchen im Halbschatten der Fichten- und Kieferreinbestände herangewachsen. Vor allem im Harz und im Solling, wo die Nadelbäume besonders stark dezimiert wurden, stünden jetzt vielerorts kleine Buchen. Gänzlich kahle Flächen gebe es nur dort, wo das Löwe-Programm noch nicht angewendet worden sei, sagte Merker.

Im aktuellen Landeshaushalt sind 7,5 Millionen Euro zur Unterstützung der Landesforsten vorgesehen, künftig sollen weitere 15 Millionen Euro jährlich bereitgestellt werden. In der Summe wird das Land nach aktueller Planung 75 Millionen Euro in die Hand nehmen, um die Aufforstung in den Landesforsten zu unterstützen. Doch es steht zu befürchten, dass diese Summe bei weitem noch nicht reichen wird. Daher arbeitet das öffentliche Forstunternehmen zurzeit an weiteren Konzepten, seine Finanzierungsquelle auszuweiten. Neben den Einnahmen aus dem Holzverkauf und den staatlichen Mitteln wurde kürzlich zudem ein Spendenprojekt initiiert. Mit der „Klima-Aktion Wald“ reagierten die Landesforsten auf den vielfach geäußerten Wunsch aus der Bevölkerung heraus, sich zumindest finanziell an der Wiederaufforstung der Wälder beteiligen zu können. Mit einer Geldspende können Privatleute oder Firmen einen Beitrag zur Wiederaufforstung leisten.