Das Lager der Söder-Befürworter in der Niedersachsen-CDU wächst
Die erste war Silvia Breher, die Vize-Vorsitzende der CDU aus Niedersachsen. Noch am Sonntag flimmerten Bilder über die Fernsehschirme, in denen die Bundestagsabgeordnete aus Cloppenburg sich ganz klar für Armin Laschet als nächsten Kanzlerkandidaten der Union aussprach. Am Montag dann folgte der niedersächsische Landesvorsitzende Bernd Althusmann. Er zählte zu dem Kreis der CDU-Landesfürsten, die deutlich Position für den CDU-Bundesvorsitzenden bezogen haben. Das geschah allerdings noch zu einer Zeit, als einige christdemokratische Strategen mit einer sehr schnellen Entscheidung rechneten.
Nachdem am Sonntag erstmals Armin Laschet und Markus Söder offen ihre Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur erklärten, Söder aber meinte, als CSU-Chef im Zweifel gegenüber der größeren CDU zurückzustehen, hätte alles sehr rasch passieren können. Der Plan wäre so gewesen: Präsidium und Bundesvorstand der CDU geben am Montag ein klares Meinungsbild zu Laschet ab, Söder erkennt das und lenkt ein – und Laschet wäre damit nominiert.
Doch die Abläufe waren anders: Erstens stimmte die CDU-Führung nicht über die Frage ab, damit blieb die Festlegung etwas weniger verbindlich. Zweitens erklärte Söder anschließend, es komme ja nicht nur auf die Parteiführungen an, das Meinungsbild der CDU müsse so etwas breiter ermittelt werden. Was wie ein Affront an die Adresse der CDU-Führungsgremien klang und wohl auch so gemeint war, enthält aber einen Aspekt, der sich für Laschet als höchst problematisch erweisen könnte: Je deutlicher die Umfragen allein Söder die Chance zuweisen, die Union erfolgreich durch den Bundestagswahlkampf zu führen, desto unruhiger werden die CDU-Funktionsträger in der zweiten und dritten Reihe – sowohl in den Landesverbänden der Union, als auch in der Bundestagsfraktion. Interne Schätzungen besagen, dass der Rückhalt für Laschet in der Bundestagsfraktion nur knapp bei der Hälfte der 245 Abgeordneten liegen dürfte – das ist wenig für den Bundesvorsitzenden der mit Abstand größten Unionsschwester.
Derweil scheint die Zeit für Söder zu spielen, denn je länger der Personalstreit unentschieden bleibt, desto fragwürdiger dürfte Laschets feste Verankerung in der Bundestagsfraktion werden. Ein gesichtswahrender Abgang könnte für ihn womöglich irgendwann nur noch darin bestehen, in einer großzügigen Geste Söder die Kanzlerkandidatur anzubieten und selbst seinen Verzicht zum Wohle der Geschlossenheit zu erklären.
An der Basis brodelt es.
Derweil sind auch in Niedersachsen erste Absetzbewegungen von dem klaren Pro-Laschet-Kurs, den Breher und Althusmann vorgegeben hatten, feststellbar. Der Vize-Landesvorsitzende Fritz Güntzler, Bundestagsabgeordneter aus Göttingen, hat wiederholt in Interviews gesagt: „An der Basis brodelt es.“ Er hält den CSU-Chef für den Kandidaten, der die Union am ehesten auf einem Niveau von „30 Prozent plus“ sichern könne. Ein anderer Funktionsträger der Niedersachsen-CDU sagt, nur bei einem CDU/CSU-Resultat von mehr als 30 Prozent am Abend der Bundestagswahl könne ein Ampelbündnis (Grüne, SPD und FDP) verhindert werden.
Neben Güntzler agiert noch ein anderer, der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Calderone aus Quakenbrück (Kreis Osnabrück). Er sprach sich auf Facebook für eine Mitgliederbefragung zum Kanzlerkandidatin aus – und erntete spontan 118 Likes. Unter den Befürwortern einer solchen Befragung, die schon aus zeitlichen Gründen unrealistisch sein dürfte, sind vermutlich überwiegend Anhänger eines Kanzlerkandidaten Markus Söder.