Kommission rät, Hilfsangebote für Missbrauchsopfer übersichtlicher zu strukturiert
In Niedersachsen werden zahlreiche Angebote zum Schutz für Opfer von sexuellem Missbrauch vorgehalten. So gibt es beispielsweise elf Opferhilfebüros im gesamten Land, eine kostenfreie psychosoziale Prozessbegleitung und seit kurzem auch den Landesbeauftragten für Opferschutz. Daneben gibt es noch das ehrenamtliche Angebot des „Weißen Rings“. Doch die Vielzahl an Ansprechpartnern und Einrichtungen kann auch unübersichtlich werden. Deshalb empfiehlt die „Kommission zur Prävention von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen“ in ihrem Abschlussbericht, eine zentrale Koordinierungsstruktur speziell für Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch einzurichten. Dadurch soll möglichst verhindert werden, dass Betroffene in Zukunft noch durch das Raster fallen, weil sie nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen.
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Der Abschlussbericht enthält zudem die Empfehlung, eine klare Verantwortungskette zu erarbeiten. In Form eines Leitfadens könne so klar aufgezeigt werden, wie bei einem Verdachtsfall oder einem tatsächlichen Fall von sexuellem Missbrauch vorgegangen werden soll. Zudem müsse das Thema enttabuisiert werden, fordern die Experten. Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, soll noch besser für die Problematik sensibilisiert werden. Konkret schlagen die Fachleute vor, den Umgang mit sexuellem Missbrauch zum Pflichtinhalt für die Berufs- und Hochschulausbildung der entsprechenden Professionen zu machen. Außerdem sollen alle Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, dazu verpflichtet werden, entsprechende Schutzkonzepte vor sexuellem Kindesmissbrauch zu erstellen.
Die Experten-Kommission wurde im Februar 2019 von Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza (CDU) angeregt und ist beim unabhängigen Landespräventionsrat angesiedelt. Auslöser war der damals vorgestellte Bericht zu den Missbrauchsvorwürfen in der katholischen Kirche. Die Experten aus Ministerien, Polizei, Justiz, Kommunen, Verbänden und Kirchen haben nun ein Jahr lang fachübergreifend die Präventionsarbeit in Niedersachsen einem kritischen Blick unterzogen. Gestern stellten sie ihren Abschlussbericht fertig, der Anfang Mai in einem öffentlichen Symposium im Landtag vorgestellt werden soll.