Kirchen verlieren trotz vieler Taufen wieder zahlreiche Mitglieder
Stephanie Springer, Präsidentin des Landeskirchenamts der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, und der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer haben die aktuellen Zahlen zur Kirchenmitgliedschaft kommentiert. Die beiden großen Kirchen haben im vergangenen Jahr erneut zahlreiche Mitglieder verloren. Die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers zählte zum Stichtag 31.12.2021 noch 2.368.643 Gläubige, was einem Rückgang um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Zum selben Zeitpunkt gehörten noch 554.819 Katholiken dem Bistum Hildesheim an, 14.966 weniger als ein Jahr zuvor.
„Mich machen die hohen Austrittszahlen sehr betroffen“, sagte Bischof Wilmer. „Wer der Kirche den Rücken kehrt, muss keine Gründe nennen. Aber es liegt auf der Hand, dass die Glaubwürdigkeit unserer Kirche durch die unzähligen Missbrauchsfälle in den vergangenen Jahren massiv gelitten hat“, bekannte der Geistliche und erinnerte an die „rückhaltlose Aufarbeitung“ und die „professionelle Präventionsarbeit“ seines Bistums.
Bei Taufen und Trauungen sowie Konfirmationen beziehungsweise Firmungen konnten beide Kirchen positive Tendenzen erkennen, allerdings waren die Vergleichswerte des Vorjahres aufgrund der Corona-Pandemie sehr gering. Kirchenamts-Präsidentin Springer lobte dennoch das große Engagement und die Kreativität, mit der in den Gemeinden vor Ort kirchliches Leben gestaltet worden sei. „Diese Erfahrungen ermutigen, auch weiterhin neue Wege zu gehen, um Menschen mit ihren vielfältigen Bedürfnissen anzusprechen.“
Dieser Artikel erschien am 28.06.2022 in der Ausgabe #120.
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