Darum geht es: Die CDU-Führungsebene hat sich auf Bernd Althusmann als Spitzenkandidaten für die Landtagswahl verständigt, ein Verzicht von Bernd Busemann wird erwartet. Ein Kommentar dazu von Klaus Wallbaum:

Manche in der CDU vermitteln jetzt den Eindruck, die wichtigste Frage sei entschieden. Die sich abzeichnende Kür von Bernd Althusmann zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl und der voraussichtliche Verzicht von Bernd Busemann werden in Teilen der Partei wie ein großer Durchbruch angesehen. Nun sei die Aufstellung für die Wahl in anderthalb Jahren perfekt, heißt es mitunter.

Wer das meint, hat sich getäuscht. Der schwierige Teil des Weges liegt noch vor dem designierten Spitzenkandidaten. Dass Althusmann am 26. November tatsächlich neuer Landesvorsitzender und auch Ministerpräsidentenkandidat der Union wird, ist hochwahrscheinlich. Ernsthafte Widersacher sind nicht in Sicht. Aber Althusmann muss gelingen, was der in der CDU beliebte David McAllister zu seinen besten Zeiten geradezu spielend fertigbringen konnte: Er muss die Basis für sich gewinnen, er muss sie begeistern. Das fängt damit an, die wichtigsten Entscheidungsträger in der CDU zu seinen Verbündeten zu machen. Wer geht in das Team des Spitzenkandidaten? Die Zahl der Interessenten dürfte mindestens doppelt so groß sein wie die Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze. Enttäuschungen sind zwangsläufig. Die Kunst des Führens besteht darin, die Verlierer solcher Entscheidungen trotzdem zu motivieren. Dann geht es um Regionalproporz, Altersproporz, Geschlechterproporz. Seiteneinsteiger wären auch gut, da sie die Attraktivität eines Teams erhöhen können. Und es gibt noch die Themen, mit denen ein Ministerpräsidentenkandidat die Zeit bis zur Landtagswahl überbrücken muss. Er sollte Aufmerksamkeit erzeugen, ohne überspitzt zu formulieren oder gar unseriös zu erscheinen. Dafür ist es nötig, sich in den Sachthemen gut auszukennen. Einen Apparat, der ihm dafür zuarbeitet, hat Althusmann noch nicht. Wieder ist er auf die Unterstützung seiner Parteifreunde angewiesen.

Nicht zuletzt geht es um die Strategie: Gibt es einen Lagerwahlkampf wie 2013 – Schwarz-Gelb gegen Rot-Grün? Oder sollte die CDU in die Richtung einer Großen Koalition schielen oder auf Schwarz-Grün setzen? Zu vielen dieser Fragen wird Althusmann schon eine Antwort wissen. Aber sind seine Antworten auch die der großen CDU-Mehrheit? Der Neue an der CDU-Spitze muss bald sein Geschick beweisen.

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