Jäger wollen umstrittene Methoden bei Wildschweinen einsetzen
Für Liebhaber eines deftigen Wildbratens dürften gute Zeiten anbrechen: Um einer Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest vorzubeugen, wollen die niedersächsischen Jäger verstärkt auf Wildschweinjagd gehen. Die Zahl des Schwarzwildbestandes muss auf ein Tier pro 200 Hektar reduziert werden, damit das Virus die geringste Chance hat, sich weiter zu verteilen. Das sagte der Präsident der Landesjägerschaft, Helmut Dammann-Tamke, im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick.
Angesichts der großen Wildschwein-Population in Teilen Niedersachsens sei es allerdings „illusorisch“, diesen Zustand mit normalen jagdlichen Methoden zu erreichen, so Dammann-Tamke. Er befürwortet deshalb unter gewissen Umständen die Jagd mit Fallen, die von Tierschützern als Tierquälerei bezeichnet wird. Selbst manche Jäger kritisieren die Fallen-Jagd als nicht waidmännisch.
Das Landwirtschaftsministerium hatte angekündigt, einen Einsatz von Lebendfallen zu prüfen, um die Verbreitung der afrikanischen Schweinepest (ASP) in Niedersachsen zu verhindern. Noch ist die Tierseuche zwar nicht im Land nachgewiesen, doch Experten sehen die Gefahr, dass sie von den baltischen und osteuropäischen Ländern her blitzschnell nach Niedersachsen vordringen kann. Besonders die Bestände von Hausschweinen sollen geschützt werden. Für den Menschen und andere Haustierarten gilt das Virus als ungefährlich.
Jägern geht es auch um den Tierschutz
„In der Phase, in der wir uns jetzt befinden, ist die Jagd mit Großfängen sicherlich nicht das Instrument erster Wahl“, sagte Dammann-Tamke. Die Lebendfalle funktioniert wie ein Zwinger, in den die Tiere durch Köder gelockt und dann erschossen werden. Eine ganze Rotte, also bis zu 30 Tiere, passt in solche Holzbauten hinein. Das Erschießen der Wildschweine kommt in dieser Situation einer Exekution gleich – „daher ist das kritisch zu sehen“, betonte Dammann-Tamke.
Allerdings könne es soweit kommen, dass diese Methode notwendig werde. „Alle medizinischen Experten gehen davon aus, dass es nicht die Frage ist, ob, sondern nur wann die ASP nach Niedersachsen kommt.“ Tierschutz bedeute auch, ein Tier ohne Qualen schnellstmöglich vom Leben zum Tod zu befördern. Im Zuge des Seuchenschutzes sei dann eine Jagd mit Fallen in bestimmten Regionen angebracht. „Auch zum Instrument der revierübergreifenden Jagden werden wir kommen müssen“, prophezeit Dammann-Tamke.
Wir erwarten Signale von der Politik, dass die Aufgaben der Jäger ernst genommen werden.
Der oberste Vertreter der Waidmänner im Land sieht die Jäger nicht nur beim Seuchenschutz in einer großen gesellschaftlichen Verantwortung. Dafür wünscht er sich mehr Respekt von der Politik und auch die Unterstützung der Landwirte. Durch den intensiven Anbau von Raps und Mais hätten die Wildschweine „paradiesische Lebensbedingungen“ in der Feldflur. In der guten Deckung der hohen Pflanzen entkommen die Wildschweine den Jägern.
Um die Population kontrollierbar zu halten, fordern die Jäger deshalb sogenannte Bejagungsschneisen, die auch als Blühstreifen zur Artenvielfalt und Insektenreichtum beitragen könnten. Eine solche Maßnahme setze aber die Kooperation der Landwirte voraus. „Wir erwarten Signale von der Politik, dass die Aufgaben der Jäger ernstgenommen werden“, sagte Dammann-Tamke. Bei der Agrarministerkonferenz von Bund und Ländern in Lüneburg im September sei beispielsweise eine Protokollerklärung abgegeben worden, in der der Bund aufgefordert werde, Maßnahmen zur Steigerung der Effektivität der Jagd zu prüfen – Niedersachsen habe dabei nicht mitgemacht. „Hier erwarten wir uns von der neuen Landesregierung mehr Drive“, betonte der Präsident der Landesjägerschaft. Die Politik solle den Jägern auf Augenhöhe begegnen. So sei zum Beispiel die Jagdsteuer in den Landkreisen höchst ungerecht verteilt, teilweise würden bis zu 25 Prozent Jagdsteuer fällig. Das sei ungerecht, wenn die Jäger einer seuchenpräventiven Aufgabe nachkämen. „Es geht um ein Signal der Wertschätzung, der Anerkennung, der Gleichbehandlung“, formuliert es Dammann-Tamke.
Ein anderes Beispiel sei die Hundesteuer, die im Zuge der gesellschaftlichen Diskussion um Kampfhunde vor einigen Jahren von den Kommunen teilweise drastisch erhöht worden sei. In diesem Zusammenhang sei auch das Privileg der Steuerbefreiung für Jagdhunde weggefallen. Das sei jetzt, angesichts der nach Niedersachsen zurückgekehrten Wölfe, besonders problematisch.