Im Zusammenhang mit der Vergabe des neuen Slogans „Niedersachsen.Klar.“ verdichten sich die Hinweise darauf, dass schon vor der Vergabe alles auf den Kommunikationsberater Michael Kronacher hinauslief. Im August 2013 gab es einen ersten Workshop, den die damalige Marketingtochter des Landes, die Innovatives Niedersachsen GmbH, organisiert hatte. Nach Informationen des Politikjournals Rundblick soll die damals neue Staatssekretärin des Wirtschaftsministeriums, Daniela Behrens, Anweisung gegeben haben, für den Workshop gezielt Kronacher anzufragen.

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Behrens war damals Aufsichtsratsvorsitzende der Marketingtochter. Nach Mitteilung eines Sprechers der Landesregierung ging der Workshop „über das Niveau eines ambitionierten Laienstadiums nicht hinaus“. Anderen Angaben zufolge wurde in dem Workshop allerdings sehr gezielt über das geplante Konzept gesprochen. Wortführer sollen Behrens, die Sprecherin der Landesregierung Anke Pörksen und der ehemalige Pressesprecher des Wirtschaftsministeriums, Stefan Wittke, gewesen sein.

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Anfang 2015 wollte die Landesregierung dann den Auftrag für den neuen Claim vergeben und suchte dafür einen Berater, der den Prozess begleiten sollte. „Wir wollten einen fachkundigen Experten, weil wir uns auf dem Weg nicht verzetteln wollten. Es gibt keine Routine bei der Suche nach einem Landesclaim“, sagte Regierungssprecher Olaf Reichert. Zuvor hatte man sich beim Vergabereferat erkundigt. Auch dort sei die Wahl eines externen Beraters als bester Weg benannt worden. Am 24. Februar wurden drei Agenturen für die Beratung und Unterstützung des Prozesses angefragt. Eine Agentur meldete sich nicht, eine weitere hatte keine freien Kapazitäten, nur Kronacher gab ein Angebot im Wert von knapp 45.000 Euro ab und bekam den Zuschlag. Für die Staatskanzlei hat zwischen dem Workshop im Jahr 2013 und dem Auftrag „ein Bruch zu einer völlig neuen Dienstleistung“ stattgefunden. „Kronacher hat im September 2013 ein Ergebnisprotokoll des Wokshops erstellt und damit war es das auch“, so Reichert. An dieser Darstellung sind allerdings Zweifel angebracht. So soll im Workshop bereits eine grundlegende Strategie für die Kommunikation des Landes ausgearbeitet worden sein. Zudem soll es angeblich immer wieder Gespräche zwischen Kronacher auf der einen und Staatskanzlei sowie Wirtschaftsministerium auf der anderen Seite gegeben haben.

In der Staatskanzlei rechnet man damit, dass der Fall Kronacher auch Teil des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses wird. Insgesamt hat Kronacher an dem Auftrag bisher rund 51.000 Euro verdient. Über ihn lief unter anderem dann auch der Wettbewerb, aus dem die Agentur Hansen aus Köln als Sieger hervorging, die letztendlich den neuen Claim des Landes kreierte. Kronacher war von 1982 bis 2002 Geschäftsführer der Agentur Odeon zwo, die zum Beispiel für Wahlkampagnen des früheren niedersächsischen SPD-Spitzenkandidaten Gerhard Schröder verantwortlich war. Es folgten weitere Aufträge der niedersächsischen Landesregierung und später, in Schröders Zeit als Bundeskanzler, auch der Bundesregierung.