Im Pokerspiel um die Nord/LB werden jetzt die Karten neu gemischt
Darum geht es: Ist noch genügend Zeit, ein Rettungskonzept für die Nord/LB zu entwickeln – oder wird alles allmählich knapp? Die Aussagen sind widersprüchlich, aber immer klarer wird, dass nun bald eine entscheidende Phase beginnt. Ein Kommentar von Klaus Wallbaum.
An einem Tag heißt es, die Hessisch-thüringische Landesbank habe großes Interesse am Einstieg in die Nord/LB. Am nächsten Tag dann die Nachricht, dass die Helaba in der vorgesehenen Bieterfrist, die gestern endete, kein Angebot abgegeben habe. Gleichzeitig schwirrt die Commerzbank durch die Gazetten, die zeitweise Interesse an einem Einstieg gehabt habe, dann aber wieder nicht. In diesen Tagen mischen sich die Gerüchte mit den wirklichen Schritten der Beteiligten. Es fällt schwer, das eine vom anderen zu trennen – denn mit Informationen wird gegenwärtig auch gespielt, um die Akteure zu ermuntern oder abzuschrecken, je nach strategischen Plänen.
Im Schatten des Wettstreits um einen finanzkräftigen Partner vollzieht sich die Bereinigung der Altlasten in der Nord/LB. Die Summe der faulen Schiffskredite lag Ende September bei 7,3 Milliarden Euro, und die seit Monaten erklärte Absicht ist, die Summe bis Ende 2019 auf weniger als 5 Milliarden Euro zu drücken. Es zeichne sich ab, dieses Ziel „deutlich früher“ zu schaffen, teilte die Bank gestern mit. „Deutlich früher“ könnte auch bedeuten, dass die laufenden Gespräche zwischen der Nord/LB und dem Finanzinvestor Cerberus vielleicht schon in drei Wochen große Fortschritte bringen. Sollte das Ergebnis sein, dass die Nord/LB dann zu Weihnachten schon weitgehend frei ist von den Schiffs-Altlasten, so stünde auch einem stärkeren Einstieg des Landes Niedersachsen in die Nord/LB nicht mehr viel im Wege. Eine solche Investition, organisiert über die HannBG oder eine andere landeseigene Beteiligungsgesellschaft, könnte unter diesen Bedingungen eine „rentierliche Investition“ sein, wie sie auch ein Privatinvestor leisten kann. Dies ist nämlich die Bedingung, die von der EU-Bankenaufsicht verhängt wird.
Was hieße das aber für die Investorensuche? Wenn mit den faulen Schiffskrediten die Hürden für einen stärkeren Einstieg des Landes Niedersachsen in die Landesbank beiseite geräumt sind, dann besteht eigentlich auch kein Grund mehr, sich mit den Verträgen über einen neuen Teilhaber viel Zeit zu lassen. Konkreter gesagt: Die vor allem von Sparkassenvertretern und Kommunalpolitikern bevorzugte, aber in jüngster Zeit auf große Hindernisse gestoßene Variante einer schrittweisen Vereinigung von Helaba und Nord/LB müsste allmählich Formen annehmen. Die Gefahr ist nämlich, dass sich Nord/LB-Spitze in Vorstand und Aufsichtsrat mit einer Alternative anfreunden können, dem Einstieg eines Finanzinvestors als Minderheitsteilhaber in der Nord/LB. Die Vorzüge sind klar – im Unterschied zur Fusion mit der Helaba würde dann keine Gefahr bestehen, dass die Nord/LB ihren Hauptstandort Hannover samt Posten und Einflussmöglichkeiten verliert. Das Signal an die Sparkassen ist also: Wollen sie wirklich verhindern, dass ein privater Finanzinvestor in die bisher öffentlich-rechtliche Nord/LB einsteigt, dann müssen sie sich sputen und den Streit zwischen der hessischen und der niedersächsischen Sparkassenfamilie schleunigst beilegen.
Das gestrige Ende der Bieterfrist bedeutet erst einmal noch gar nichts. Es ist nur ein Zeichen, dass es nun höchste Eile wird.