(rb) Hannover. Die von der EU-Kommission angestrebte Verlängerung der Zulassung des in der Landwirtschaft viel verwendeten Herbizit-Wirkstoffs Glyphosat um weitere zehn Jahre hat zwischen Koalitions- und Oppositionsfraktionen im Landesparlament eine Auseinandersetzung ausgelöst, die durchaus ideologische Züge trägt. Nach einer Anhörung über die Toxizität von Glyphosat, die in dieser Woche im Agrarausschuss des Landtags stattgefunden hat, suchten sich beide Seiten die jeweiligen Experten aus, die ihre eigene Meinung bestätigten. Grundlage ist vor allem eine Studie der Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation WHO, die den Wirkstoff als „wahrscheinlich krebserregend“ bezeichnet hatte. Für die verbraucherpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Miriam Staudte, Grund genug, Glyphosat keinesfalls die Zulassung zu verlängern, sondern vom Markt zu nehmen. Sie beruft sich dabei auf einen Experten der Universität Bremen, der diese Studie für seriös hält und das Bundesamt für Risikobewertung (BfR), das eine andere Meinung vertritt als die WHO, eben nicht. Der agrarpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Wiard Siebels, fordert zumindest eine Reduzierung des Einsatzes von Glyphosat. Nachdem die Verwendung des Wirkstoffes im nichtgewerblichen Bereich in Niedersachsen bereits verboten sei, müsse bei gewerblichen Anwendern geprüft werden, ob es zu einer Verminderung kommen sollte, findet Siebels. Das Ziel sei der schrittweise Ausstieg, denn die Gesundheit der Menschen müsse absoluten Vorrang haben vor den wirtschaftlichen Interessen der chemischen Industrie, der Landwirtschaft und des Handels. Eine ganz andere Position hat dagegen der CDU-Abgeordnete Dr. Hans-Joachim Deneke-Jöhrens, der aus der Anhörung auch ganz andere Erkenntnisse mitgenommen hat. Er ist von der Seriosität der WHO-Studie keinesfalls überzeugt. Immerhin habe dieselbe Agentur der WHO noch vor wenigen Monaten vor dem Verzehr von rotem Fleisch gewarnt und etwa das Rindfleisch in die gleiche Krebsgefährdungsklasse eingestuft wie nun Glyphosat. Deneke-Jöhrens sieht damit das umstrittene Pflanzenschutzmittel zu Unrecht in die Kritik gebracht. Maßgebliche Experten seien sich darin einig, dass der sachgerechte Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft keine krebserregenden, erbgutverändernden oder entwicklungsschädigenden Risiken für den Menschen birgt. Seiner Meinung nach sind die rotgrüne Koalition und der grüne Landwirtschaftsminister Christan Meyer aus rein ideologischen Gründen der Forderung der WHO gefolgt und haben im vorigen Jahr umgehend das Glyphosat-Verbot in Niedersachsen ausgesprochen.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #5.