Welche Konsequenzen soll die Havarie des Frachters „Glory Amsterdam“ Ende Oktober vor Langeoog haben? Der Kurs des Umweltministeriums sorgt derzeit bei der Opposition im Landtag für Fragezeichen. In einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Fraktion bewertet das Ministerium den damaligen Einsatz unter der Leitung des Havariekommandos als Erfolg. Generelle Einsatzziele wie die Rettung von Menschenleben und die Verhütung von Umweltverschmutzungen seien trotz der schwierigen Einsatzbedingungen vollumfänglich erreicht worden. Für die niedersächsischen Küsten und Strände besteht nach Auffassung der Landesregierung ein hoher Vorsorgestandard.

„Ja, wir haben einen Vorsorgestandard. Ob er aber ausreichend ist, halte ich für fragwürdig“, meint Meta Janssen-Kucz, Sprecherin für Häfen bei den Grünen im Landtag, im Gespräch mit dem Rundblick. Auch Hillgriet Eilers, Sprecherin für Häfen und Schifffahrt der FDP-Landtagsfraktion, hält die Konzepte des Havariekommandos unbedingt für verbesserungsbedürftig. „Das betrifft die Kommunikationsketten, aber auch den Materialeinsatz und ebenso den Bereich der Prävention und Übungen. Wir haben pures Glück gehabt, dass sich diese Gefahrenlage nicht zur einer Katastrophe entwickelt hat.“

Eilers fordert ein Gesamtkonzept, um sich auf komplexe Schadenslagen vorbereiten und diese dann beherrschen zu können. Dabei müssten die küstennahen Kommunen stärker einbezogen werden. „Das ist im Falle der Glory Amsterdam zu spät geschehen. Nur wenn die Einrichtungen an Land frühzeitig informiert und einbezogen werden, können wir zum Beispiel bei Ölunfällen ausreichend gewappnet sein“, so Eilers. Zum Fall der „Glory Amsterdam“ plant jetzt auch die FDP im Bundestag eine Anfrage, weil die Bundesregierung beim Havariekommando umfangreich in der Verantwortung ist. „Der Landesregierung liegen hierzu keine Informationen vor. Zuständig ist der Bund“, heißt es auch immer wieder in der Antwort der Landesregierung auf die Anfrage im Landtag. Janssen-Kucz sieht bei der Zusammenarbeit noch Verbesserungsbedarf. Sie fordert Anpassungen im Katastrophenschutzgesetz.

Im Umweltministerium bleibt man bei der Einschätzung, dass es einen hohen Vorsorgestandard gebe. Dennoch dürfe man nicht stehen bleiben. „Aus jedem Zwischenfall müssen Lehren gezogen werden, Standards müssen überprüft und gegebenenfalls neu bewertet werden“, heißt es auf Anfrage des Politikjournals Rundblick. Umweltminister Olaf Lies hatte bereits vergangene Woche nach einem Treffen mit Vertretern der Küstenlandkreise, der Inseln, des Havariekommandos sowie des Bundes gefordert, alle Notschlepper mit einem speziellen Bergungsanker auszustatten. Zuvor hatte das Havariekommando Unfall und Einsatz analysiert und einen möglichen Maßnahmen-Katalog vorgestellt. Ein Großteil der Punkte habe sich im Forderungskatalog des Ministers wiedergefunden, so das Ministerium.

Die „Glory Amsterdam“ hatte sich im Herbst vergangenen Jahres während des Sturms „Herwart“ von ihrem Ankerplatz losgerissen. Mit 1800 Tonnen Schweröl und 140 Tonnen Diesel an Bord strandete sie auf einer Sandbank zwei Kilometer  vor Langeoog. Erst eine Woche später konnte der Tanker abgeschleppt werden.