Fehlende Lokführer werden ein immer größeres Problem im Regionalverkehr auf der Schiene. Von Januar bis Mai fielen nach Zahlen des Landeswirtschaftsministeriums 7850 Regionalzüge ungeplant aus, das ist eine Ausfallquote von 1,3 Prozent. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der Grünen im Landtag hervor. In fast der Hälfte der Fälle waren fehlende Triebfahrzeugführer die Ursache. Die Quote lag bei 42,4 Prozent. In einem Fünftel der Fälle lag der Ausfall an defekten Fahrzeugen. Vandalismus (9,9 Prozent) oder Störungen in der Infrastruktur (8,8 Prozent) spielen dagegen eher selten eine Rolle. Die Landesregierung verfolge die zunehmende Zahl von Zugausfällen und -verspätungen mit Sorge, heißt es in der Antwort.

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Nach Meinung des Grünen-Landtagsabgeordneten Detlev Schulz-Hendel muss das Land zusammen mit Bahnunternehmen und Gewerkschaften eine Ausbildungsoffensive starten, weil den Unternehmen offensichtlich Lokführer fehlen. Geld dafür ist Schulz-Hendel zufolge vorhanden. Schließlich habe die Landesnahverkehrsgesellschaft im vergangenen Jahr aufgrund von Zugausfällen den Zuschussbetrag um 3,2 Millionen Euro gekürzt. Ein Teil des Geldes könnte für eine Initiative genutzt werden, neue Lokführer zu gewinnen. Schulz-Hendel verweist im Gespräch mit Politikjournal Rundblick auf eine Initiative in Baden-Württemberg, wo Verkehrsministerium und Bundesagentur für Arbeit die Ausbildung von Geflüchteten zu Lokführern fördern. So eine Qualifizierung könne – wenn auch nur in begrenztem Umfang – einen Beitrag zur Besetzung offener Stellen leisten, heißt es aus dem niedersächsischen Verkehrsministerium.

Geringere Zuschüsse für Bahn-Unternehmen?

Angesichts ärgerlicher Zugausfälle könnte das Land laut Schulz-Hendel den Druck auf die Unternehmen auch erhöhen. So sei eine schärfere Zuschusskürzung als bisher bei zu vielen Ausfällen denkbar. Auch eine Sonderkündigung des Vertrags müsse ins Auge gefasst werden, wenn ein Eisenbahnunternehmen dauerhaft nicht in der Lage sei, seine vertraglichen Verpflichtungen sauber zu erfüllen. Der Abgeordnete spielt dabei auf die Nordwestbahn an, die immer wieder durch Zugausfälle negativ auffällt. Der „Verkehrsverbund Rhein-Ruhr“ hatte den privaten Bahnbetreiber bereits abgemahnt und einen externen Berater eingefordert, der nach Schwachstellen im Betrieb suchen soll. Für den Landtagsabgeordneten der Grünen hapert es häufig bereits an den Verträgen.

Die Personalbemessung sei originäre Aufgabe der Unternehmen. Dieser Bereich sollte Schulz-Hendel zufolge aber schon in den Verträgen präzise geregelt werden, damit auch bei Urlaub und Krankheit genügend Mitarbeiter zur Verfügung stünden. Es dürfe bei Ausschreibungen nicht nur auf die Kosten geschaut werden, vielmehr müsse auch die Qualität eine große Rolle spielen. Zudem müsse das Landesverkehrsministerium das Gespräch mit dem Bund suchen, weil die Bahn im Fernverkehr mit teilweise hohen Prämien Lokführer bei regionalen Anbietern abwerbe. „Wenn ein Staatsunternehmen hohe Ablösesummen zahlt und damit bei den regionalen Anbietern wildert, muss man darüber mit dem Bundesverkehrsminister sprechen“, fordert er.


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Insgesamt ist die Ausfallquote bei Regionalzügen höher als 1,3 Prozent, weil zu den ungeplanten Vorkommnissen noch die durch Baumaßnahmen vorher bekannten Ausfälle hinzukommen. Dadurch fielen von Januar bis Mai in Niedersachsen fast 14.000 Züge aus, das ist eine Quote von weiteren 1,5 Prozent.