Allgemeine Überraschung hat am Dienstag die Kür des neuen Schatten-Umweltministers der CDU ausgelöst. Der Landesvorsitzende Bernd Althusmann entschied sich für den CDU-Politiker Frank Oesterhelweg aus Werlaburgdorf (Kreis Wolfenbüttel). Mit seiner Nominierung war nicht mehr gerechnet worden, da er eigentlich Agrarexperte ist und die CDU mit Barbara Otte-Kinast (Kreis Hameln-Pyrmont) schon eine designierte Landwirtschaftsministerin hat. Aber der 55-jährige Oesterhelweg, Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Braunschweig, erfüllt für den CDU-Spitzenkandidaten drei wichtige Funktionen. Er spricht erstens zunächst die Menschen im alten Land Braunschweig an, einer Gegend, in der er als Landwirt und Kommunalpolitiker gut bekannt und vernetzt ist. Zweitens repräsentiert der Politiker, der sich selbst als „Anhänger der klaren Worte“ charakterisiert, den konservativen Flügel der Union, seine Positionen dürften auch auf potenzielle AfD-Wähler attraktiv wirken können. Nach den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht 2015 sprach er sich dafür aus, dass die Polizei auch ihre Schusswaffen einsetzen solle. Später betonte er, nie dafür plädiert zu haben, auf Flüchtlinge auch zu schießen. Und drittens ist der Schatten-Umweltminister der CDU auch ein Signal an die Landwirte, die sich gegen zu starke Umweltauflagen wenden. Wie einst der einstige Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) ist auch Oesterhelweg jemand, für den Umweltpolitik nicht gegen die Landwirtschaft gerichtet sein darf.

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Althusmann lobte bei der Vorstellung seines neuen Ministerkandidaten die „Bodenständigkeit“ von Oesterhelweg und plädierte für einen „neuen Start in der Umwelt und Agrarpolitik“. Nötig sei eine „partnerschaftliche Kooperation mit den Umweltverbänden“, dabei habe der neue Kandidat sowohl Fachkompetenz „als auch Ecken und Kanten“. Althusmann will den Ausbau der erneuerbaren Energie verstärken, den Bau neuer Stromtrassen beschleunigen, die Elektromobilität fördern und Tourismus mit der Landwirtschaft versöhnen. Oesterhelweg erklärt, dass er einen Ausgleich zwischen Ökologie und Ökonomie erreichen will. Das beste Beispiel sei ein Projekt, mit Pflanzprogrammen die Bienen wieder anzusiedeln – und gleichzeitig mit deren Bestäubungsleistung die Rapsernte zu verbessern. „Das haben wir bei uns zuhause durchgesetzt – und hinterher kamen Grüne zu mir und sagten, auf diese Idee hätten sie auch kommen können.“ Der CDU-Politiker engagiert sich im Verein zur Pflege der Werlaburgdorfer Kulturlandschaft und im Förderverein „Archäologischer Park Kaiserpfalz Werla“. Was den Wolf angeht, plädiert er dafür, das Tier aus bestimmten Regionen fernzuhalten und dort auch die Tötung zu erlauben. Die Unterschutzstellung der Elbmündung, derzeit zwischen Umwelt- und Wirtschaftsressort umstritten, würde Oesterhelweg nicht vornehmen. „Wir müssen darüber reden, jedenfalls darf Unterschutzstellung keinen Wirtschaftsraum gefährden.“ Gorleben als Atommüllstandort schließt er nicht definitiv aus: „Die Regelung lautet, dass nach Standorten gesucht wird, die wissenschaftlich in Betracht kommen.“

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In Althusmanns Team sind bisher Barbara Otte-Kinast (Agrar), Björn Thümler (Finanzen und Digitalisierung), Reinhold Hilbers (Soziales) und Oesterhelweg. Der CDU-Spitzenkandidat will noch einen Mann und vier Frauen als Schatten-Minister präsentieren. Die Regionen Hannover, Südniedersachsen, Celle/Lüneburg, Ostfriesland und Cuxhaven fehlen bisher noch, ebenso die Fachbereiche Innenpolitik, Bildungspolitik, Justizpolitik und Wirtschaftspolitik.