Ernteeinbußen treiben Preise hoch – doch die Landwirte haben davon nur wenig
Der trockene und heiße Sommer hat die Ernte der Bauern empfindlich geschmälert, bei Kartoffeln um rund ein Viertel, beim Getreide im Schnitt sogar um 50 Prozent. Auch die Preise sind dadurch gestiegen. Doch der Verbraucher wird davon wohl nur etwas merken, wenn er Speisekartoffeln im Supermarkt kauft. Bei den Landwirten dürfte von den höheren Erlösen kaum etwas ankommen. Das prognostizierte gestern Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Beim Getreide etwa werde der Preis höchstens minimal steigen. „Der Weizenpreis müsste sich verdoppeln, damit Brot und Brötchen sich um einen Cent verteuern“, sagte Schwetje. Doch auf dem Weltmarkt befinde sich noch so viel Weizen, dass die Ernteverluste in Nordeuropa ausgeglichen werden könnten und der Preis diesen Wert nicht erreichen werde. Bei den Kartoffeln sehe das anders aus, hier habe sich der Erzeugerpreis im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt. Doch der Erlös wird für die Landwirte dennoch minimal höher ausfallen. „Der Grund dafür ist, dass die allermeisten Kartoffeln auf Vertragsbasis erzeugt werden – und da werden die Preise schon vor der Aussaat verhandelt. Von kurzfristigen Preissteigerungen haben Landwirte, die Verträge erfüllen müssen, also nichts“, sagt Schwetje. Rund zwei Drittel der in Niedersachsen gezogenen Kartoffeln würden industriell zu Stärke verarbeitet. Vom übrigen Drittel fällt der Löwenanteil auf die Vertragsproduktion für Pommes frites, Chips und andere Kartoffelprodukte. Lediglich ein Sechstel der Ernte lande als Speisekartoffeln im Handel.
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