Elke Gryglewski spricht im Landtag
Elke Gryglewski, Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten (SNG), hat eindringlich an alle politisch interessierten Niedersachsen appelliert, die Erinnerung an die NS-Vergangenheit wach zu halten. Die Gedenkstätte in Bergen-Belsen habe heute noch Kontakt zu vielen Überlebenden des damaligen Konzentrationslagers. Das liege daran, dass viele Insassen bis 1945 noch Kinder waren. Vielen Zeitzeugen falle es heute aber schwer, zu reisen und ihre Botschaft an die nächsten Generationen zu vermitteln. „Deshalb ist es nun verstärkt unsere Verantwortung, diese Aufgabe wahrzunehmen.“ Der Kern der Erkenntnis, dass nämlich viele Menschen in der NS-Zeit von den Mordtaten der Nazis trotz später vorgegebener Unwissenheit gewusst hätten, gelte heute wie früher. Dies sei für die Beurteilung enorm wichtig. Die Formen aber, mit denen die Gedenkstätten an die Menschen herantreten, müssten sich ständig anpassen. „Für viele Jugendliche ist die NS-Zeit gefühlt so weit weg wie der Dreißigjährige Krieg.“ Gryglewski sprach aus Anlass des Holocaust-Gedenktages in einer Feierstunde im Landtag. Sie bat die Abgeordneten eindringlich, beim Rückblick auf die NS-Zeit nicht so zu tun, als sei die Befreiung der Konzentrationslager der Beginn einer glücklichen Zeit für die NS-Opfer gewesen. In vielen Fällen hätten sie ihre Erlebnisse nicht verarbeiten können, Selbstmord verübt oder an schweren psychischen wie körperlichen Folgeschäden gelitten. Die Wirkungen seien oft „noch in der vierten Generation spürbar“. Landtagspräsidentin Gabriele Andretta hatte zu Beginn der Sitzung auf den bis heute spürbaren Antisemitismus hingewiesen, der sich auch in den Protesten gegen die Corona-Politik zeige und immer aggressiver auftrete. Hier würden NS-Vergleiche gezogen und die damaligen Ereignisse verhöhnt oder verniedlicht.